Triathlon: Beim Sindelfinger Triathlon kommt es nicht immer auf die schnellste Zeit an

Stadtwerke gewinnen die Team Challenge.

Sindelfingens Erster Bürgermeister Christian Gangl zwickt die Achillessehne, doch er freut sich schon aufs nächste Jahr.

„Wer diesen Triathlon unter einer Stunde schafft, der trainiert zumindest professionell“, sagte Jakob Heeß, nachdem er sich im Sindelfinger Freibad von den Strapazen des Dreikampfs (400 m Schwimmen, 17 km Radfahren und vier Kilometer Laufen) erholt hatte. Er selbst war mit seiner Siegerzeit von 52 Minuten und 49 Sekunden deutlich unter der 60-Minuten-Marke geblieben. Der 25-jährige Weinstädter, dessen Stammverein der VfL Waiblingen ist, der aber in der zweiten Bundesliga für die TSG 08 Roth startet, will sich selbst nicht als Profi bezeichnen, da er außer dem Training auch einen Vollzeitjob in einem Sanitär-, Heizungs- und Klimabetrieb erledigt. „Seit ich ausschließlich im Büro arbeite, klappt das ganz gut“, verrät er, „als ich noch auf die Baustelle rausmusste, war das manchmal ziemlich hart.“

Insgesamt blieben bei dem Kreissparkassen-Jedermanntriathlon 15 Athleten unter einer Stunde. „Blöd ist, dass man bei dem Wettkampf alles geben muss, weil man durch die zeitversetzten Starts bis zum Schluss nicht weiß, ob am Ende nicht doch noch ein Schnellerer kommt“, haderte der Sieger ein bisschen mit den Bedingungen. Er zeigte aber auch Verständnis: „Im Freibad kann man nun mal keinen Massenstart machen.“ Vor dem Start kannte er weder die Rad- noch die Laufstrecke („beide sind wunderschön“), aber das Freibad – allerdings nicht vom Schwimmen, sondern weil er dort vor wenigen Jahren bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften der Leichtathleten am Start stand. Die Gefahr, dass Jakob Heeß am Ende noch vom Spitzenplatz verdrängt werden könnte, bestand übrigens nicht. Mit über zwei Minuten Rückstand erreichten Peter Mayer (CSV Team Xreme) und Paul Hohnberger (Pfullingen) die Plätze zwei und drei, Maximilian Hörmann vom VfL Herrenberg wurde Fünfter und Florian Leeb vom VfL Sindelfingen Sechster.

Der 17-jährige Florian Leeb holt sich die Wettkampfhärte ebenso wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Tobias bei den Radrennen (im Trikot des RV Pfeil Magstadt). Das zahlte sich beim heimischen Wettkampf aus. Als Gesamtsechster gewann Florian Leeb den Wettbewerb der A-Jugend und sein Bruder als 26. unter 310 Teilnehmern den der B-Jugend. Triathlon ist öfter eine Familienangelegenheit. So gewann der neunjährige Tim Böse (VfL Sindelfingen) nicht nur bei den Kids II vor den Gärtringer Zwillingen Daniel und Ezra Kralick, sondern konnte auch noch seinem Bruder Maximilian bei den Kids I zum dritten Platz gratulieren. Dieses Rennen der Zwölf- und 13-Jährigen gewann der Pliezhausener Aaron Wuchenauer, dessen Schwestern Rebekka und Lea in derselben Altersklasse hinter ihrer Vereinskameradin Katharina Göhner Zweite und Dritte wurden.

Schnellste Frau – mit fast fünf Minuten Vorsprung – war die 24-jährige Stuttgarterin Hanna Bähr in 1:02,43 Stunden. Vierte und zugleich Siegerin in der Altersklasse W40 wurde Claudi Kohler von der RSG Böblingen. Als 14. holte sich die Ehninger Gemeinderätin Daniela Toscano Platz eins in der Klasse W50 und war nicht nur deshalb mit ihrem Wettkampf zufrieden: „Es lief diesmal alles richtig gut.“

Ein Triathlon allein war der 18-jährigen Lorena Hasenmaier nicht genug. Die Sindelfingerin stieg anschließend beim Staffelwettbewerb gleich nochmal ins Wasser, um die erste Disziplin für das Hasentrio zu absolvieren, das außer ihr noch aus ihrem Onkel Thomas und dessen Sohn Jannis bestand. Obwohl sie alles gab, reichte es im Staffelwettbewerb nicht zu einer vorderen Platzierung. „Ich habe schon deutlich gespürt, dass ich das Training reduziert habe“, räumte sie ein. „Aber ich schreibe im nächsten Jahr an der Böblinger Mildred-Scheel-Schule das Abitur und da hat die Schule Priorität.“ Deswegen auf den Heimwettkampf zu verzichten, kam aber für sie nicht in Frage. „Allein schon der schönen Atmosphäre wegen gehört dieser Wettkampf bei mir einfach dazu.“ Nach dem Abitur will sie vor dem Studium erst einmal in Saison-Hotels in Frankreich und in der Schweiz Geld verdienen und hofft, dass sie dann auch das Training wieder forcieren kann.

Wie sich ein Wettkampf anfühlt, wenn man weniger trainiert hat, das kann Christian Gangl nachempfinden. Sindelfingens Ersten Bürgermeister zwickt die Achillessehne. Den Lauf habe er aber ohne Schmerzen in der Ferse überstanden – oder sie spielten bei allen Anstrengungen eine untergeordnete Rolle. „Unterwegs habe ich mich schon mal gefragt, weshalb ich mir das antue“, sagte er im Ziel, lachte aber gleich wieder und schob nach: „Wenn alles vorbei ist, freut man sich gleich aufs nächste Jahr.“

Der Sindelfinger Stadtwerke-Chef Dr. Karl Peter Hoffmann absolvierte für sein B-Team die Radstrecke und machte dabei eine interessante Entdeckung: „Mit jedem Jahr, das ich älter werde, werden die Berge höher.“ Dr. Hoffmann war in den letzten Tagen übrigens nicht nur auf dem Rad im sportlichen Einsatz, sondern unter anderem auch im Tauziehen.

Fünf Tage, fünf Wettbewerbe mit dem Triathlon als Schlusspunkt, das ist die Stadtwerke-Challenge. Dass die Stadtwerke mit ihrer A-Mannschaft wie im Vorjahr erneut den Sieg davontrugen, war nicht ausschlaggebend für seine Ankündigung: „Die Stadtwerke werden die Challenge auch im nächsten Jahr gerne unterstützen.“ Eine Rolle spiele vielmehr, dass es bei der Challenge wie bei den Stadtwerken auf Ausdauer, Zuverlässigkeit und Mannschaftsgeist ankomme. Hinter dem Stadtwerke-Team landeten Mannschaften mit Fantasienamen wie Buzhideo‘s, International Allstars und Rum + Ehre auf den Plätzen. Den Triathlon wie die Challenge organisierten Karen und Axel Stahl mit ihrem Eventservice. Dafür gab‘s Lob von allen Seiten, von den Sportlern wie auch von den Sponsoren, für die Dr. Hoffmann sagte: „Ich glaube, viele Städte würden sich freuen, wenn sie solche Veranstaltungen hätten.“

Bild: Ein Handyfoto vor dem Start der Kids-Wettbewerbe, an denen sich insgesamt 80 Kinder beteiligten. Bild: Reichert.

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online