Abgang bei der HSG Böblingen/Sindelfingen.
Zana Turkalj geht nicht im Guten.
Noch bevor Mischa Herok seine Handballerinnen in der vergangenen Woche zu Saisonvorbereitung um sich scharen konnte, hat es im Lager der HSG Böblingen/Sindelfingen laut geknallt. Zana Turkalj, seit zehn Jahren unangefochtene Leistungsträgerin der Bösis, hat sich abgemeldet. Bereits im Januar stand die Rechtsaußenspielerin vor dem Abschied, konnte damals aber noch einmal umgestimmt werden.
Eine private Fehde mit einer Mitspielerin habe nun aber zur endgültigen Trennung geführt. „Das Kapitel HSG ist für mich beendet, es wird kein Zurück geben“, macht Zana Turkalj unmissverständlich klar. „Und ich gehe nicht im Guten.“
„Zana war nicht kompromissbereit“
Die 26-Jährige fühle sich vom Verein hintergangen und nicht wertgeschätzt. „Dieses Problem ist im vergangenen Winter entstanden, die Verantwortlichen hatten also ein halbes Jahr Zeit, um es zu lösen. Es ist aber nichts passiert.“ Die Hoffnungen seitens der HSG-Führung, dass sich alles wieder fügen würde, erfüllten sich nicht. Mischa Herok zeigt sich enttäuscht von der seiner Meinung nach „überzogenen Kurzschlussreaktion“ seiner Schlüsselspielerin. „Persönliche Befindlichkeiten dürfen keine Rolle spielen und interessieren mich im Grunde auch nicht“, sagt der HSG-Trainer. „Zana war nicht kompromissbereit. Sie hat utopische Forderungen gestellt, die der Verein schlichtweg nicht erfüllen wollte, weil sie das Mannschaftsgefüge durcheinandergebracht hätten.“
„Riesige Lücke“
Dass „die Lücke riesig“ sei, die Zana Turkalj hinterlasse, dessen ist sich Mischa Herok vollauf bewusst. „Wir werden nur sehr schwer einen gleichwertigen Ersatz finden können.“ Darüber hinaus sei Zana auch noch Linkshänderin, was die Suche zusätzlich erschwere. So wichtig Zana Turkalj aber auch war, über dem Team stand sie nie, wie ihr Trainer weiter ausführt. „So etwas treibt nur einen Keil in die Mannschaft und der Schuss geht dann komplett nach hinten los.“
Mischa Herok weiß, wovon er spricht. Denn schon in der abgelaufenen Rückrunde in der Oberliga schwelte der Brand in der Kabine. „Wir sind damit natürlich nicht an die Öffentlichkeit gegangen, aber Zana wollte den Bettel schon nach der Winterpause hinschmeißen. Mehrere Gespräche haben aber zu einem Umdenken bei ihr geführt.“ Dass ihre Rivalin den zweiten Saisonteil aufgrund eines Auslandsaufenthaltes verpasste, erleichterte die Entscheidungsfindung der streitbaren HSG-Torjägerin. „Leider war das Team ab da schon gespalten“, schiebt der Bösi-Coach vielsagend hinterher.
Brüchiger Burgfrieden
Der geschlossene Burgfrieden war aber von Beginn an äußerst brüchig. Denn dass Zana Turkaljs erklärte Nemesis in diesem Sommer wieder zur Mannschaft stoßen würde, wussten alle Beteiligten. „Das Thema war immer präsent und hat uns letztlich auch den durchaus möglichen Aufstieg gekostet“, ist Zana Turkalj überzeugt. „Der Verein hat sich letztlich aber entschieden, nicht tätig zu werden, also musste ich es tun. Schade, dass es so zu Ende geht, aber für mich war es das bei der HSG.“
Wo die 26-Jährige weiter Handball spielen wird, steht indes noch nicht fest. „Ich will erst einmal meine Ellbogenverletzung richtig auskurieren und auch meinen Kopf freibekommen. Danach werde ich mich mit dem weiteren Verlauf meiner Karriere auseinandersetzen.“ An Angeboten, auch von Regionalligateams, mangelt es Zana Turkalj ohnehin nicht. „Erstaunlich, wie schnell andere Vereine von meinem Ende bei der HSG mitbekommen haben“, kann sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Dass sein nunmehr einstiger Schützling vielleicht bald einen direkten Oberliga-Konkurrenten verstärken könnte, das hat Mischa Herok auf der Rechnung. „Leider lässt sich das nun nicht mehr ändern“, ist der HSG-Trainer traurig. Dennoch erkennt er im unrühmlichen Abgang seiner Torjägerin auch eine große Chance. „Die anderen Spielerinnen standen zwischen den Stühlen und wussten nicht genau, wie sie sich verhalten sollen. Das Thema war ein echter Stimmungskiller. Vom Spielerischen her betrachtet ist Zanas Abschied natürlich ein riesengroßer Verlust, für das Gesamtgebilde ist es aber besser. Das zeigen mir auch die Rückmeldungen aus dem Team.“
Bild: Dieses Bild wird es in der kommenden Runde nicht geben: Mischa Herok bringt Zana Turkalj auf Kurs.
Bild: Zvizdiç
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online