Aufgewachsen im Schatten des Floschenstadions.
Die 23-jährige Sindelfinger Hürdenläuferin steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums, wie es weitergeht ist offen.
„Die Saison ist gelaufen“, sagt Kim Bödi – keineswegs mit einem negativen Unterton, sondern mit einem Lächeln. Denn das Saisonfinale der Mittel- und Langstreckenläuferin des VfL Sindelfingen war großartig. Im Juli und im August stellte sie nicht nur ihre aktuellen Vereinsrekorde Nummer 4 bis 6 auf, sondern zeigte mit ihrem vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft auf ihrer Lieblingsstrecke, den 3000 Meter Hindernis, dass sie zu Recht dem Perspektivteam Olympia der Sindelfinger Leichtathleten angehört.
Aufgewachsen ist Kim Bödi einen Steinwurf vom Floschenstadion entfernt, das blaue Trikot des VfL trug sie schon als Kind und seit zwei Jahren ist die Studentin zudem Geschäftsführerin der Sindelfinger Leichtathleten. Da wird ein einfacher Satz bei der Suche nach einem Termin für ein Interview zu einer Überraschung: „Ich wohne in Bietigheim.“ Dies erwies sich freilich als kein besonders schwierig zu nehmendes Hindernis, denn Kim Bödi absolviert einen Teil ihres Trainings in Sindelfingen. Viel schwieriger zeigte sich die Suche nach der Antwort, wie es beruflich weitergehen soll, wenn die 23-Jährige in wenigen Tagen ihr Studium (Sportwissenschaft mit Soziologie und Management) abschließen wird.
Was zieht eine junge Sindelfingerin, die in Stuttgart studiert, nach Bietigheim?
Kim Bödi: „Die Liebe und ein Kompromiss. Mein Freund Julian Reese, einst Sprinter beim VfL, kommt aus Brackenheim bei Heilbronn und arbeitet auch dort im Familienbetrieb. Wir haben eine Wohnung auf halber Strecke gesucht. Den Ausschlag für Bietigheim gab, dass bis dahin die S-Bahn fährt, damit ich gut nach Sindelfingen und nach Stuttgart komme.“
Stuttgart hat sich demnächst erledigt?
Kim Bödi: „Das kommt drauf an, wo ich beruflich lande. Aber, ja, ich befinde mich in der finalen Phase meiner Masterarbeit, die ich Ende dieses Monats abgeben will.“
Wie geht es danach weiter?
Kim Bödi: „Da auch die Saison gelaufen ist, machen wir erst einmal Urlaub. Wir wollen drei Wochen in den Norden Spaniens. Ich hoffe nur, dass bis dahin alle Brände dort gelöscht sind. Sonst müssten wir uns noch ein anderes Ziel suchen.“
Und beruflich?
Kim Bödi: „Das ist im Moment wahnsinnig schwer. Was ich mache, steht noch in den Sternen. Ich hoffe, dass ich etwas Passendes finde.“
Was würde denn passen?
Kim Bödi: „Ich organisiere gerne. Am liebsten wäre mir etwas im Bereich Sportevents oder Sportmanagement. Das wäre am coolsten. Die Intersport Klotz Blue Track Night im neuen Floschenstadion auf die Beine zu stellen, hat mir unheimlich Spaß gemacht.“
Sie waren auch am Wettkampftag in die Organisation eingebunden und sind die 2000 Meter Hindernis gelaufen. War das sinnvoll?
Kim Bödi: „Das war doof. Ich bin zwar Zweite geworden, aber die Zeit war nicht gut. Nächstes Mal lege ich da den Fokus voll auf die Organisation des Events.“
Heißt das, es wird das Sportfest auch im nächsten Jahr geben?
Kim Bödi: „Ja, natürlich. Wir, also alle, die an der Organisation beteiligt waren, haben uns auch zusammengesetzt und überlegt, was wir besser machen können.“
Der wichtigste Punkt?
Kim Bödi: „Diesmal war das eine Hau-Ruck-Aktion, die ich in den Wochen vor dem 9. August nur bewältigen konnte, weil ich eine Wettkampfphase hatte und deswegen nur sieben- und nicht elfmal pro Woche trainiert habe. Für die Intersport Klotz Blue Track Night im kommenden Jahr wollen wir in diesem Herbst mit den Vorbereitungen beginnen. Vor allem wollen wir Ideen entwickeln und umsetzen, mit denen wir den Sponsoren einen höheren Gegenwert für ihre Unterstützung bieten können.“
Das klingt nach viel Arbeit – womit wir wieder beim Beruf wären: Sie sind ja schon Geschäftsführerin der Sindelfinger Leichtathletikabteilung.
Kim Bödi: „Das ist kein Vollzeitjob. Ich habe die Aufgabe übernommen, weil ich einen Job als Werkstudentin gesucht habe und die Arbeit in meinem eigenen Verein natürlich am schönsten ist.“
Suchen Sie unbedingt eine Stelle im Sport?
Kim Bödi: „Nein, grundsätzlich bin ich breit aufgestellt. Auch die Betriebswirtschaft war ein Teil meines Studiums, sodass ich auch in der Wirtschaft eine Aufgabe ohne Bezug zum Sport übernehmen könnte. Was ich aber unbedingt möchte: Den Beruf und meinen Sport unter einen Hut bringen.“
Falls das nicht klappt: Haben Sie schon einmal daran gedacht, als Läuferin ins Lager der Profis zu wechseln?
Kim Bödi: „Oh, gedacht schon. Aber das ist noch schwieriger. Da müsste ich in Deutschland unter den Top Drei sein.“
Als Vierte der Deutschen Meisterschaft sind Sie da doch dicht dran. Oder nicht?
Kim Bödi: „Da geht es nicht nur um die Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft. Da hängt viel mehr dran. Als Leichtathletikprofi hat man unglaublich hohe Kosten, etwa für Höhentrainingslager, die für eine maximale Leistung notwendig sind, oder für Reisen zu Wettkämpfen im Ausland, denn in Deutschland gibt es zu wenige hochkarätig besetzte Rennen, um ganz nach oben zu kommen, sich einen großen Namen zu machen und an hochkarätige Verträge zu kommen.“
Wie sieht es mit der Unterstützung durch den Verein und irgendwann durch die Sporthilfe aus?
Kim Bödi: „Die gibt es natürlich, aber 3000 Meter Hindernis ist auch keine finanziell besonders lukrative Disziplin. Das heißt, wenn die besten Drei davon leben können, bedeutet das: Sie leben von der Hand in den Mund. Bei einer Verletzung wird’s schon schwierig und, um Geld für die Zeit nach der Karriere zurückzulegen, reicht‘s nicht.“
Heißt das, es als Laufprofi zu versuchen, kommt nicht in Frage?
Kim Bödi: „Versuchen tut das wohl jeder, aber um zum Beispiel von der Sporthilfe gefördert zu werden, muss man Bundeskader-Athletin sein und diese Normen sind sehr schwer zu erreichen. Aber das wäre allenfalls eine vorübergehende Lösung, wenn ich nicht gleich etwas meiner Ausbildung Entsprechendes finde.“
Bild: Kim Bödi hat eine starke sportliche Saison hinter sich. Jetzt steht erst einmal der Abschluss des Studiums an.
Bild: Görlitz
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online