Leichtathletik: So will der VfL Sindelfingen wieder mehr Starter zur Deutschen Meisterschaft bringen

Olympia 2028 in Los Angeles ist das große Ziel

Die Leichtathletik-Abteilung um Trainer Sebastian Marcard hat sich neu aufgetsellt.

Die Sindelfinger Leichtathletik hat eine große Sprinttradition. Sämtliche württembergischen Rekorde über die 100, die 200 und die 400 Meter, die 4×100-Meter-Staffel sowie über die 100-Meter-Hürden werden bei den Frauen von Sindelfingerinnen gehalten. Nun wollen die Blau-Weißen mit einer neuen Struktur und hochmotivierten Trainern die Tradition aufleben lassen und die Sprintszene kräftig aufmischen. Die ersten Erfolge sollen sich schon in der Hallensaison zeigen.

Der Kopf des Trainerteams ist ein langjähriger Sindelfinger Trainer: Sebastian Marcard. Seit Herbst 2011 hat er bei den Blau-Weißen unterschiedlichste Athleten entwickelt. Los ging es mit einer bunt gemischten Sprinter-Gruppe, die Marcard aus Tübingen mitbrachte und die zahlreiche Medaillen einheimste. Etwa die deutsche Juniorenmeisterin über 200 Meter Eva Baur oder Sprinter Romed Guischard. „Teilweise hatten wir eine Gruppe von zehn Athleten bei Deutschen Meisterschaften“, erinnert er sich. Sein erfolgreichster Athlet war einige Jahre später sicherlich der mehrfache Deutsche Meister und Olympiateilnehmer über die 400-Meter-Hürden Constantin Preis.

Beim VfL steht alles auf Anfang

Nun heißt es für Marcard wie so oft alles auf Anfang. Nur 400-Meter-Hürdenass Lotta Mage ist ihm von seinen langjährigen Athleten geblieben, dazu kommen viele neue Sportler. „Wir haben im Verein eine Strukturanalyse gemacht. Elf Sprinter haben in sieben Trainingsgruppen trainiert. Noch dazu hatten wir in 2015 einen Sprint-Einbruch und haben keine Staffel zustande gebracht“, so Marcard. Das hat natürlich auch mit verschiedenen Karriereenden, etwa dem von Carolina Krafzik zu tun, aber so sollte es nicht weitergehen. Einmal die Woche trainieren nun alle Sprinter zusammen. Auch aus der U16 sind einige Talente nun in ihrem ersten Jugend-Jahr. „Das soll Synergien schaffen, von denen alle profitieren. Es sind nun zwanzig Athletinnen und Athleten bei mir gebündelt, etwa die Hälfte davon ist im Landeskader und einige sind im Bundeskader. Da entsteht etwas“, freut sich Marcard und formuliert gleichzeitig einen Anspruch. „Wir wollen hier am Standort Sprint-Leuchttürme von der Jugend aus nach oben entwickeln.“ Außerdem weiß er: „Viele der Athleten machen bald ihr Abitur, wir müssen Strukturen anbieten, damit sie hier studieren und bei der Leichtathletik bleiben.“

Zum Glück ist der 49-Jährige mit dieser Aufgabe nicht alleine. Mit Maximilian Dillitzer und Jasmin Pansa haben zwei Athleten die Seite gewechselt. Beide waren auf baden-württembergischer Ebene erfolgreiche Sprinter und übernehmen nun als Nachwuchs-Trainer Verantwortung. Komplettiert wird das Trainerteam von der erfahrenen Rahel Dengler, die im Seniorenbereich national schon einige Medaillen gesammelt hat und seit vielen Jahren als Trainerin arbeitet. „Die beiden jungen Trainer nehme ich als Mentor unter meine Fittiche. Mir ist es wichtig, den Ausbildungsauftrag anzunehmen, damit wir die Grundvoraussetzung für etwas schaffen, das bleibt“, so Marcard.

Auch Sebastian Marcard war jung zum Trainerberuf gekommen, schon mit neunzehn Jahren übernahm er seine erste Leichtathletik-Gruppe und bildete sich ehrgeizig fort. Sven Rees, heute Leistungssportdirektor des württembergischen Leichtathletikverbands, brachte Marcard damals wichtige Grundlagen der Trainertätigkeit bei. Schon mit fünfundzwanzig Jahren machte er seinen A-Trainerschein beim Deutschen Leichtathletik-Verband und war damit der jüngste württembergische A-Trainer aller Zeiten.

Als Team kann das Quartett ein großes Betreuungsangebot schaffen. Viermal in der Woche findet vormittags Training statt – perfekt für die Studenten unter den Athleten, viermal wird abends trainiert. „Zwanzig Stunden betreutes Training sind nur durch ein Trainerteam möglich“, weiß Marcard. Außerdem können Kleingruppen gebildet werden, schließlich zählen sowohl 100-Meter-Sprinter als auch 400-Meter-Hürden-Asse zur Trainingsgruppe. Die Ziele der Sportler sind dabei groß. Dimitrij Krom will es im nächsten Jahr zu den U18-Europameisterschaften schaffen, ob im Dreisprung oder über die 200 Meter. Nils Haumann hat die U20-WM-Norm über die 110-Meter-Hürden im Blick und träumt von einer Reise nach Eugene. Neu zur Gruppe zählt VfL-Neuzugang Sabrina Heil. Sie gewann in diesem Jahr bei der Universiade die Goldmedaille mit der 4×400-Meter-Staffel und will sich nun in ihrem ersten Jahr bei den Frauen etablieren. Sie ist genauso über die 400-Meter-Hürden unterwegs wie U23-Frau Lotta Mage, für die es im kommenden Jahr keinen internationalen Höhepunkt gibt. Beide haben aber die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles fest im Blick. Und da wäre noch die U16-Athletin Anni Marcard. Seiner eigenen Tochter traut er viel zu. Zur deutschen Spitze über die 80-Meter-Hürden zählt sie bereits und das, obwohl sie erst zur Hallensaison in die U16 wechselt, dann wird die Nachwuchshoffnung auch erstmals im Sindelfinger Trikot an den Start gehen. Sebastian Marcard träumt davon, wie vor fünfzehn Jahren auch mit einer großen Mannschaft zu Deutschen Meisterschaften zu fahren – der Grundstein ist gelegt.

 

Bild: Trainer Sebastian Marcard kam im Herbst 2011 zum VfL Sindelfingen.

Bild: Schüttke

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online