Schwimmen: Über Berlin nach Rio de Janeiro

Quelle: SZ-BZ online
Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin in der kommenden Woche gibt Peter Dlucik seine Abschieds- vorstellung als Cheftrainer der Sindelfinger Schwimmer. Mit Björn Hornikel hat er dabei ein Ass im Ärmel. Der 24-Jährige kann in der Hauptstadt sein Ticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro buchen.
Dafür muss Björn Hornikel über 50 Meter Freistil Erster oder Zweiter werden. Dass dies kein unmögliches Unterfangen ist, bewies der Sindelfinger vor zwei Jahren, denn da gewann er den nationalen Titel
bereits schon einmal. Doch der Deutsche Schwimmverband (DSV) hat noch weitere Hürden für Rio aufgebaut. Björn Hornikel muss bei der deutschen Meisterschaft die 50 Meter Freistil im Vorlauf mindestens in 22,51 Sekunden schwimmen. Für das Finale hat der Deutsche Schwimmverband eine Zeit von 22;27 Sekunden aufgerufen. Hornikels Bestzeit liegt bei 22,36 Sekunden. „Ich bin mir sicher, dass er das schafft. Im Sport ist immer alles möglich“, sagt Peter Dlucik.
Das gilt auch für die 100 Meter Freistil. Hier hat der Sindelfinger eine persönliche Bestzeit von 49,29 Sekunden. Für einen Olympia-Start müsste er in Berlin den Vorlauf in 49,12 Sekunden schwimmen und im Finale dann 48,81 Sekunden.
Überspringt Björn Hornikel in der Hauptstadt die DSV-Hürden, kann er sich zwar schon mal einen Reiseführer für Rio kaufen, das Flugticket hat er dann aber noch lange nicht in der Tasche. Peter Dlucik: „Björn muss diese Zeit spätestens bis Anfang Juli noch mal bestätigen.“ Dann werden in Berlin die German-Open ausgetragen.
Doch auch da hat der DSV konkrete Vorgaben für seine Athleten. Für die 50 Meter Freistil sind 22,85 Sekunden für den Vorlauf und 22,60 Sekunden für das Finale aufgerufen. Über 100 Meter sind dies 49,86 beziehungsweise 49,54 Sekunden.
Peter Dlucik hat für diese Qualifikations-Prozedur nur wenig Verständnis. „Australier, Briten und Franzosen haben ihre Olympia-Teilnehmer längst ermittelt. Diese Schwimmer können sich jetzt schon gezielt auf Rio de Janeiro vorbereiten“, sagt der 62-jährige scheidende Sindelfinger Cheftrainer. Björn Hornikel hat sich mit den Vorgaben dagegen abgefunden: „Der Bundestrainer hat so entschieden und das ist auch so in Ordnung.“
Der 24-Jährige, der im Herbst seine Doktorarbeit an der Universität im amerikanischen Tuscaloosa beginnt, schwimmt derzeit im Badezentrum nur ein paar Kilometer, um bei den Titelkämpfen in Berlin auf den Punkt topfit zu sein.
In der Hauptstadt hat er ein straffes Programm vor sich. Am Donnerstag, 5. Mai, startet er mit der Sindelfinger Mixed-Staffel, Freitag stehen die 50 Meter Schmetterling an und Samstag und Sonntag jeweils die 50 beziehungsweise 100 Meter Freistil.
„Es wäre toll, wenn es mit der Olympia-Qualifikation klappen würde, denn ich war bisher noch nie in Rio de Janeiro“, sagt Björn Hornikel, der einst die fünfte und sechste Klasse des Böblinger Max-Planck-Gymnasiums besuchte.
Größere Chancen sieht der 24-Jährige für sich über die 100 Meter und da liegt er mit Trainer Peter Dlucik auf einer Wellenlänge. Seit 2011 fliegt Björn Hornikel jedes Jahr für die deutschen Meisterschaften über den großen Teich.
Dadurch hat sich auch die ein oder andere Freundschaft entwickelt. Besonders zu Lukas Hüsing. „Er war schon vor fünf Jahren dabei und startet nun auch in der kommenden Woche in Berlin“, sagt Björn Hornikel.
Wenn er in Deutschland ist, wohnt er bei seinen Großeltern in Böblingen. Auch sie drücken ihrem Enkel in der kommenden Woche die Daumen. Das gilt natürlich auch für Peter Dlucik. Für den 62-Jährigen würde sich mit der Olympia-Teilnahme von Björn Hornikel der Kreis schließen.
Denn Dlucik startete einst selbst 1972 bei den Olympischen Spielen für sein Geburtsland Polen. Allerdings über die 100 Meter Rücken. „Ich bin damals leider im Vorlauf schon ausgeschieden und belegte am Ende den 24. Platz“, sagt der Sindelfinger Cheftrainer.
Daumen hoch für die Olympia-Teilnahme: Sindelfingens Cheftrainer Peter Dlucik (links) und sein Freistil-Ass Björn Hornikel. Bild: Photo 5