Leichtathletik: Aus dem Rhythmus – aus der Traum

Quelle: SZ/BZ-Online
Eigentlich passte am Mittwochabend in Rio de Janeiro alles bei Nadine Hildebrand. Die Hürdensprinterin des VfL Sindelfingen hatte ihr großes Ziel erreicht, sie stand im olympischen Halbfinale des 100-Meter-Hürdenrennens und war in der Form ihres Lebens. Eine kurze Unaufmerksamkeit kostete die 28-Jährige allerdings die Krönung ihres starken Olympiaauftritts.
Wer Nadine Hildebrands zweiten Auftritt bei den Olympischen Spielen verfolgen wollte, musste in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag lange wach bleiben. Erst um 1:45 Uhr Mitteleuropäischer Zeit stieg die Leichtathletin des VfL Sindelfingen im ehrwürdigen Olympia-Stadion in ihren Startblock. Am Vortag hatte sie sich mit einem schnellen Vorlauf in 12,84 Sekunden das Halbfinalticket gesichert. Nun ging es gegen die ganz große internationale Konkurrenz.
Im zweiten Halbfinalrennen war auch die schnelle US-Amerikanerin Nia Ali mit von der Partie. Man darf dieses olympische Halbfinale ohne Zweifel zu den größten Erfolgen von Nadine Hildebrand zählen, die Athletin war stolz auf das Erreichte und strahlte bei der Vorstellungsrunde in die Kamera.
Nadine Hildebrand startete blitzschnell aus den Blöcken, nach ihrem ausgezeichneten Start gehörte sie auf den ersten Metern sogar zu den Führenden, als Erste überquerte sie die erste von zehn Hürden, blieb gleichauf mit Nia Ali.
Nach drei Hürden schien die Sindelfingerin aber immer weiter zurückzufallen, fing sich erst auf den letzten Metern und erreichte als Vierte in 12,95 Sekunden das Ziel. Die Enttäuschung war groß, als Hildebrand klar wurde: Diese Leistung hat für eine Endlaufqualifikation nicht gereicht, der große Traum vom Finale war geplatzt. „Ich bin echt gut gestartet und gut ins Rennen gekommen, dann habe ich ein, zwei Fehler gemacht und bin leicht aus dem Rhythmus gekommen. Und dann ist in einem olympischen Halbfinale eben nicht mehr drin. Trotzdem bin ich super zufrieden mit allem hier bei den Olympischen Spielen“, sagt Hildebrand. Die beiden anderen deutschen Hürdenstarterinnen Cindy Roleder und Pamela Dutkiewicz hatten es ebenfalls bis ins Halbfinale geschafft. Für Dutkiewicz war nach ihren 12,92 Sekunden ebenfalls Schluss, Cindy Roleder kam mit starken 12,69 Sekunden eine Runde weiter und wurde mit Finale mit 12,74 Sekunden Fünfte.
Beim Rennen von Nadine Hildebrand schaute einer ganz genau hin: Trainer Werner Späth war eigens nach Brasilien gereist, um den Olympiaauftritt seines Schützlings live zu verfolgen. Schon beim Vorlauf saß er im Stadion, am Mittwoch war der Sindelfinger selbstverständlich wieder auf der Tribüne und musste zuschauen, wie Hildebrand nach einem starken Beginn merklich nachließ. „Ein toller Start, sie lag vorne. Aber an der dritten Hürde ist sie zu weit geflogen und von da ab nicht mehr ins Rennen gekommen. Es war, wie man dann gesehen hat, ein verkorkster Lauf. Das ist eben bei Hürdenrennen so“, sagt ein enttäuschter Werner Späth. „Alles hat gepasst: die Form, die Vorbereitung, das Einlaufen. Ich habe alles gut beobachten können. Mit dem Start vom Halbfinale und dem Finish im Vorlauf hätte es ganz sicher ins Finale gereicht. Wenn man das zusammennimmt, dann sieht man, was sie wirklich draufhat.“
Dementsprechend niedergeschlagen waren am Mittwoch dann auch Trainer und Athletin. „Sie und ich auch waren natürlich bitter enttäuscht. Sie hat dieses Jahr ja wirklich Tolles geleistet, aber wenn man gesehen hat, was möglich gewesen wäre, dann tut es eben weh.“
Info
Mehr zu Olympia, inklusive Liveticker, unter www.szbz.de/olympia im Netz.
Werner Späth verfolgte die Rennen von Nadine Hildebrand gemeinsam mit seiner Frau Rose im Stadion. Bild: z
Das Finale wäre dringewesen, doch ein kleiner Fehler kostete zu viel Zeit. Bild: dpa