Fußball (Frauen): Um 10.34 Uhr liegt der Ball beim DFB

Stichtag 15. März: Die Frist für die Sindelfinger Fußball-Frauen ist abgelaufen und eingehalten. Um nächstes Jahr im Fall der Fälle sogar in der Ersten Bundesliga spielen zu können, brauchte es einen Kraftakt. Ein neuer Vorstand musste her, sogar ein neuer Verein gegründet werden. Nur dann gab es die Chance, die Lizenz beim DFB pünktlich zu beantragen (die SZ/BZ berichtete). Es wurde eine Punktlandung – aber noch ist es nicht sicher, dass sie geglückt ist.
Der neue Mann an der Spitze der VfL Sindelfingen Ladies, wie der Verein jetzt heißt, ist seit etwa drei Wochen Josef Klaffschenkel. Die SZ/BZ hat sich mit ihm in der heißen Phase unterhalten.
Eine Menge Schreibtischarbeit liegt hinter Ihnen. Ist alles in trockenen Tüchern?
Josef Klaffschenkel: „Ich würde sagen, es ist alles auf dem Weg. Am Montag saßen wir nochmals bis 1 Uhr nachts über den Akten.“
Da wird es aber knapp mit dem Postweg.
Josef Klaffschenkel: „Das stimmt. Weil unser Vorstandsmitglied Hans-Georg Felder aber sowieso ins Rheinland fuhr, hat er die Unterlagen einfach mitgenommen und um 10.34 Uhr persönlich abgegeben.“
Nur kurz ein Moment zum Durchschnaufen
Ist die Arbeit damit erledigt, oder geht sie jetzt erst richtig los?
Josef Klaffschenkel: „Jetzt bleibt nur ganz kurz ein Moment zum Durchschnaufen. Die Gründungsversammlung für den neuen Verein und die Bestätigung beim Amtsgericht gingen ja sehr schnell über die Bühne. Das hat super hingehauen. Der Eintrag beim Finanzamt ist eingereicht, hier geht es noch um einen kleinen Satz in der Satzung, die wir jetzt nochmals geändert haben. Dann bekommen wir auch hier die Gemeinnützigkeit.“
Was wird da verlangt?
Josef Klaffschenkel: „Wir müssen etwas deutlicher herausarbeiten, dass wir neben dem Trainings- und Spielbetrieb auch Turniere oder Ähnliches veranstalten und dass die Förderung des Sports das grundlegende Ziel ist. Aber das ist unser Selbstverständnis, dürfte also keine Probleme geben.“
Aber dann ist alles durch?
Josef Klaffschenkel: „Der Württembergische Landessportbund muss uns noch aufnehmen, hier ist die Sitzung am 25. April. Danach kommt der Württembergische Fußballverband. Die Nutzungsübergabe mit dem VfL-Hauptverein lief gut. Die Finanzzahlen sind mit dem Wirtschaftsprüfer abgestimmt, was auch nicht so ganz einfach war, denn als neuer Verein hast du ja keine alte Basis, sondern musst irgendwie die Vergangenheit zusammentragen. Da steckte also jede Menge Fleiß und Spucke drin. Hier ein großer Dank an den Steuerberater und den Wirtschaftsprüfer. Bei einem Pensum für mehrere Tage haben wir das Testat innerhalb eines geballten Tages erstellt.“
Wann erwarten Sie grünes Licht vom DFB?
Josef Klaffschenkel: „Ganz ehrlich, das weiß ich nicht. Ich denke, dass die nötigen Nachfragen recht schnell kommen, falls es irgendwo noch etwas nachzubessern gilt. Ganz durch ist die Sache wohl erst zum Saisonende.“
Die Zuschüsse sind höher als das, was wir heute umsetzen
Haben Sie schon einen hauptamtlichen Geschäftsführer gefunden?
Josef Klaffschenkel: „Nein, eins nach dem anderen. Den brauchen wir nur, wenn wir tatsächlich in der Ersten Bundesliga spielen sollten. Geht der Weg dorthin, packen wir das an. Ansonsten wären das Ausgaben, die wir uns nicht leisten können.“
Ist denn die erste Liga für die Finanzplanung einfacher?
Josef Klaffschenkel: „Auf jeden Fall.“
Weil es diese 280 000 Euro von DFB und Liga-Sponsor Allianz gibt?
Josef Klaffschenkel: „Die Zuschüsse sind höher als das, was wir heute umsetzen.“
Die Arbeit abseits des Spielfelds scheint zu fruchten. Aber jetzt gab es den Rückschlag auf dem Platz mit der Niederlage bei Hessen Wetzler, einem der hartnäckigsten Konkurrenten im Aufstiegsrennen.
Josef Klaffschenkel: „Ja, das ist halt Fußball, so läuft der Sport. Das war in der letzten Minute. Paris hat das in Barcelona erlebt, wir in Wetzlar. Da kann man nichts machen. Wir liebäugeln mit der ersten Liga, müssen aber nicht aufsteigen. Unser primäres Ziel ist die eingleisige 2. Bundesliga.“
Der DFB führt diese im Spieljahr 2018/19 ein. In welche Richtung geht denn die Kaderplanung?
Josef Klaffschenkel: „Das ist der Part unserer sportlichen Leitung mit Saban Uzun und Alexander Schick sowie von Heike Hofmann. Die sind auf diesem Gebiet federführend.“
Dass Aufgaben verteilt werden, hatten Sie gleich als Ziel ausgegeben. Wie breit ist der Verein mittlerweile aufgestellt?
Josef Klaffschenkel: „Am Ende des Tages ist es so, dass wir immer noch ein kleiner Verein sind, der die gleichen großen Aufgaben erledigen muss wie ein FC Bayern München. Und wir haben immer noch zu große Lasten auf zu wenigen Schultern verteilt.“
Mit dem Casting geht es jetzt weiter
Es hieß, es hätten sich schon Leute gemeldet, die den Klub unterstützen wollen.
Josef Klaffschenkel: „Das stimmt. Die ersten Gespräche haben wir geführt, aber die Kandidaten nochmals vertröstet, weil wir mit den anderen Themen komplett zugedeckt waren. Die Lizenz und der Weg dorthin hatten absoluten Vorrang. Aber jetzt geht es mit diesem Casting weiter, wenn wir das so nennen wollen. Ziel muss es auch sein, diejenigen zurückzuholen, die früher hier tätig waren. Es gibt ja einige davon. Wenn diese wieder aus der Hecke kommen, können wir einiges gemeinsam bewegen.“
Die Wahrheit liegt dann auf dem Platz.
Josef Klaffschenkel: „Weshalb noch etwas anderes ganz wichtig ist. Ich wünsche einfach, dass die Menschen die Mädels unterstützen. Das ist wichtig für den Verein und für Sindelfingen.“
Das heißt, ins Stadion zu kommen.
Josef Klaffschenkel: „Genau. Wie zuletzt die 150 Zuschauer auf dem Kunstrasen gegen Crailsheim. Das hatte schon was, das war ein schöner Anfang.“
Info
Das nächste Heimspiel hat Sindelfingen am Sonntag um 14 Uhr gegen den Tabellenneunten 1. FFC Niederkirchen. Aktuell steht der VfL zwei Punkte hinter dem 1. FC Köln, der als Dritter den Aufstiegsrang belegt, weil sowohl der FC Bayern München II, als auch Hoffenheim II nicht aufsteigen dürfen. Allerdings ist die Bundesligamannschaft aus dem Kraichgau noch nicht alle Sorgen los. Sollte die TSG 1899 Hoffenheim hier absteigen, wäre der Weg frei für deren zweite Mannschaft, die als Spitzenreiter in der 2. Bundesliga-Süd vier Punkte Vorsprung auf den VfL Sindelfingen hat.
Spannende Zeiten bei den Sindelfinger Fußball-Frauen: Josef Klaffschenkel muss als neuer Chef eine Menge Felder beackern. Aber er ist überzeugt: „Gemeinsam können wir eine Menge bewegen.“ Bild: Photo 5
Quelle: SZ-BZ Online