Erstmals in dieser Saison haben die Landesliga-Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen Federn gelassen – und trotzdem die Tabellenspitze erklommen. Im Heimspiel in der rappelvollen Böblinger Murkenbachhalle gegen die TSG Reutlingen kam die Mannschaft von Volker Blumenschein nicht über ein 29:29-Unentschieden hinaus.
Als alles vorbei war und sich Volker Blumenschein der Spielanalyse widmete, kam er aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Nicht so sehr der erste Punktverlust der noch jungen Saison wurmte den Coach der HSG Böblingen/Sindelfingen. Viel mehr das Zustandekommen des 29:29-Unentschiedens gegen die TSG Reutlingen ärgerte ihn: „In den letzten elf Angriffen erzielen wir nur ein Tor und schießen den gegnerischen Torwart zum Weltmeister. Und das ist dann einfach zu wenig, um einen Gegner von diesem Kaliber zu schlagen.“
Rok Selakovic hieß der Tausendsassa im Reutlinger Tor, seines Zeichens mehrfacher slowenischer Junioren-Nationalspieler. Der ehemalige Drittliga-Torhüter des SV Zweibrücken trieb die HSG-Akteure in der Schlussphase mit seinen Paraden zur Verzweiflung und gleichzeitig den Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen auf die Palme. „Gegen diese ausgebuffte Truppe waren wir am Ende dann doch zu unerfahren, um den Sieg unter Dach und Fach zu bringen“, konstatierte Volker Blumenschein.
Dabei hatte nicht viel gefehlt, um die bislang blütenreine Weste zu behalten. Schon zu Beginn des Spiels deutete sich der erwartet spannende Spielverlauf an. Und beide Teams hielten das Tempo enorm hoch. So stand es nach nicht einmal einer Viertelstunde Spielzeit 9:9 unentschieden. Erstaunlich war, dass beide Torhüter – Daniel Meyer aufseiten der HSG sowie Rok Selakovic – keinen Zugriff bekamen und lediglich die Bälle aus dem Netz fischen durften. „Wir hatten nur vier gehaltene Bälle in der ersten Halbzeit“, monierte Volker Blumenschein, der schon kurz vor der Pause Patrick Scheer zwischen die Pfosten beorderte. Der vermeintliche Ersatzmann fügte sich gleich mit einem klasse gehaltenen Siebenmeter gegen Reutlingens Danny Groß ein.
Nach Wiederanpfiff waren es die Gäste, die bis zum 21:20 in der 39. Minute stets vorlegten. Urs Bonhage, Marc Petri und Stefan Trunk machten daraus eine 23:21-Führung, und plötzlich schien die HSG alles im Griff zu haben. Über 25:22 und 27:24 lag Böblingen/Sindelfingen in der 53. Minute mit 29:26 in Führung. Dann aber häuften sich die Fehler, die die Gäste – angeführt vom überragenden Christoph Kossler – schließlich genau eine Minute vor der Schlusssirene zum 29:29-Ausgleich zu nutzen wussten. Einen Ballverlust von Marc Petri später hatte die TSG dann sogar die Chance auf den Sieg, jedoch scheiterte Armin Hatic mit einem letzten Versuch am sehr guten Patrick Scheer im HSG-Tor.
„Am Ende müssen wir sogar froh sein, dass wir überhaupt einen Punkt behalten konnten“, sagte Volker Blumenschein, der von einem „insgesamt gerechten Ergebnis“ sprach. „Wenn man kurz vor dem Ende mit drei Toren führt, will man aber auch gewinnen. Uns fehlt leider ein Spieler, der in so einer Phase Verantwortung übernimmt und den Sack zumacht. Kämpferisch war das in Ordnung, mehr auch nicht. Und Grund zur Euphorie besteht trotz der 7:1 Punkte und der Tabellenführung auch nicht.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Meyer, Scheer (beide im Tor); Heinkele (1 Tor), Petri (4/davon 2 Siebenmeter), Trunk (5), Wild (1), Bonhage (5), Fecker (1), Raff (3), Todt (5/davon 2 Siebenmeter), Achim Schwab, Müller (2), Markus Schwab (2)
Rückraumspieler Urs Bonhage (beim Sprungwurf) steuerte fünf Treffer zum 29:29 der HSG Böblingen/Sindelfingen gegen die TSG Reutlingen bei. Bild: Photo 5 Quelle: SZ/BZ-Online