Leichtathletik: Die Sindelfinger Athleten suchen sich wegen Corona neue und ungewöhnliche Trainingsorte
Es ist eine Zeit der Provisorien und kreativen Lösungsansätze, auch für die Leichtathleten des VfL Sindelfingen. In Zeiten von Covid-19 müssen sie improvisieren und flexibel sein. Die Trainingsstätten sind geschlossen, mit viel Motivation bereiten sich die Sportler dennoch auf eine hoffentlich stattfindende Sommersaison vor.
Für Kugelstoßer Tobias Dahm ist der Olympiastützpunkt Stuttgart schon lange eine Art zweite Heimat. Tagtäglich absolviert er dort, wie viele Sindelfinger Leichtathleten auch, seine Trainingseinheiten. Nun sind die Molly-Schauffele-Halle und der angrenzende Kraftraum geschlossen, auch in ein Fitnessstudio kann Dahm nicht ausweichen. Das geplante Trainingslager in Südtirol fällt aus, der Winterwurf-Europacup in Portugal, wurde ebenfalls gestrichen. „Die Situation ist definitiv nicht gut. Ich versuche mein Kraftniveau und die körperliche Fitness zu erhalten. Zur Zeit müssen wir auf dem Acker stoßen“, sagt Dahm. Ihm steht immerhin eine Garage zur Verfügung, in der einige Gewichte für das Training genutzt werden können
Das 400-Meter-Hürden-Ass Carolina Krafzik hat sich indes in den Wald verzogen. Glaspalast und Floschenstadion sind gesperrt, nun ersetzen Waldwege die Laufbahn. Immerhin hat Trainer Werner Späth vorgesorgt: „Werner hat ein paar Hürden aus dem Floschenstadion geholt und lagert sie zur Zeit in seinem Auto, vielleicht stellen wir die demnächst auf einem Feldweg auf“, so die Alternative in der Not. Statt Zugwiderstandsläufen stehen nun eben Bergläufe auf dem Trainingsplan. „Ich versuche das tägliche Training bestmöglich an die ständig ändernden Bedingungen anzupassen. Genau darin liegt jetzt die Herausforderung, den Trainingsalltag ohne Sportanlage und adäquate Ausstattung in irgendeiner Weise aufrecht zu erhalten“, sagt Krafzik. Auf das geplante Trainingslager in Florida und die dortigen Wettkämpfe muss sie nun verzichten, auch einige hiesige Wettkämpfe, geplant im Mai, wurden nun bereits abgesagt.
Auch die Sindelfinger Nachwuchsathleten suchen nach Alternativen. Speerwerferin Nina Nawroth trainiert im Garten und dem ausgestatteten Keller ihrer Eltern. „Mein Vater hat das Nötigste eingerichtet für Bankdrücken, Kreuzheben, Kniebeugen und Übungen mit dem Medizinball. Das Krafttraining geht somit weiter und zum Werfen selbst werden wir irgendwo auf eine Wiese gehen. Die Sportlerin hofft, dass in diesem Jahr zumindest einige Wettkämpfe stattfinden, damit sich die Trainingsbelastung lohnt.
Paul Specht ist auf sich alleine gestellt. Der deutschen Jugendhallenmeister trainiert alleine, das aber zwei Mal am Tag, weil er sich die schulischen Lerninhalte frei einteilen kann. „Ich mache meine Läufe im Wald, das ist alles kein Problem, wir Läufer sind nicht wirklich auf das Stadion angewiesen.“ Für Stabhochspringerin Jacqueline Hamann fehlt es am nötigsten: Der Stabhochsprunganlage, so muss sie ebenfalls zu Hause nach Alternativen für ihr Krafttraining suchen. „Ich muss jetzt eben Wasserflaschen oder einen vollen Schulranzen als Gewichte verwenden“, sagt die Athletin. Ihre große Motivation: „Ich will für die Sommersaison fit werden, aber mal schauen ob es überhaupt eine Sommersaison geben wird.“
Hürdensprinter Stefan Volzer ist derweil direkt vom Virus betroffen: „ Leider bin ich in Quarantäne, da meine Mutter Symptome zeigt und meine Eltern vor zwei Wochen in einem derzeitigen Risikogebiet Skifahren waren.“ Nun will er sich im häuslichen Umfeld möglichst fit zu halten. „Das versuche ich mit Home Workouts und Übungen im Garten. Aber generell ist es natürlich ein riesen Rückschlag für uns.“
Quelle: SZ/BZ-Online