Fit fürs Leben: Durch die richtige Atmung und Atemübungen helfen dabei, das Immunsystem zu stärlen/SZ/BZ-Serie (Teil 7)
Während man diesen Text liest, gibt es bei der Atmung im Grund zwei Möglichkeiten. Entweder durch den Mund oder besser durch die Nase. Denn grundlegend lässt sich sagen: „Die Nase ist zum Atmen da, der Mund zum Essen.“
Was scheinbar abläuft, ohne große Beachtung zu benötigen, hat jedoch starke Auswirkungen auf das Wohlbefinden, die Gesundheit und auch die sportliche und geistige Leistungsfähigkeit.
Gerade unter Stress tendieren die meisten Menschen dazu, durch den Mund zu atmen. Eine Mundatmung mit starkem Einatmen in die Brust, bei der sich diese anhebt, stimuliert aber auch den aktivierenden Teil des Nervensystems – den „Sympathikus“. Dieser ist dafür zuständig, die Organe in anstrengenden oder stressigen Situationen zu aktivieren, den Herzschlag zu erhöhen und den Menschen dadurch in Fluchtsituationen oder bei einem Angriff leistungsfähig und wach zu machen. Kurz gesagt: Puls, Blutdruck und Leistungsbereitschaft steigen. Was in lebensgefährlichen Situationen wichtig ist, bedeutet heutzutage einen permanenten Stress und eine Überforderung des Körpers, der dadurch selten wirklich zur Ruhe und zur Erholung kommt.
Das richtige Verhältis
Anders die Nasenatmung in das Zwerchfells als wichtigstem Atemmuskel, wobei sich der Bauch nach außen wölbt. Diese aktiviert den „Parasympathikus“ – den beruhigenden Teil des Nervensystems. Zudem verbessert eine Nasenatmung Studien zufolge die Sauerstoffversorgung von Muskeln und Organen um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zu Mundatmung, obwohl weniger Sauerstoff eingeatmet wird. Grund hierfür ist das richtige Verhältnis von Kohlendioxid und Sauerstoff im Blut. Nur wenn dieses Verhältnis stimmt, kann genug Sauerstoff in den Muskeln und Organen aufgenommen werden.
Bei einer tiefen Atmung durch den Mund bekommt man zwar viel Sauerstoff in den Körper, atmet aber auch gleichzeitig zu viel Kohlendioxid ab. Folge: Das Verhältnis stimmt nicht mehr und der Sauerstoff schafft es nicht in ausreichendem Maße dorthin, wo er hin soll. Vereinfacht gesagt: Wer durch die Nase atmet, hat vielleicht das Gefühl, zu wenig Luft aufzunehmen, versorgt aber seinen Körper im Endeffekt besser mit dem Sauerstoff.
Viren und Bakterien
Zudem filtern die Nasenschleimhäute über den längeren Weg zur Lunge viel mehr Viren und Bakterien heraus. In den Nasennebenhöhlen wird Stickstoffmonoxid produziert, welches über die Nasenatmung in die Lungen transportiert wird. Gerade dieses Gas – vor langer Zeit hielt man es nur für giftig – hat viele positive Auswirkungen. Vor allem für Blutdruckpatienten interessant: Es weitet die Gefäße und senkt den Blutdruck. Zudem hat es entzündungshemmende Eigenschaften, verbessert die Verdauung, hilft dadurch beim Abnehmen und kann sogar Schmerzen lindern.
In der Sportwissenschaft und auf internationalen Trainerkongressen hat sich in den letzten Jahren der niederländische Extremsportler und vielfacher Weltrekordhalter Wim Hof alleine durch seine Atemübungen und Kälteanwendungen (dieses Thema kommt in einer weiteren Folge) einen Namen gemacht. Anfangs als verrückter Kauz eingestuft, ist der 60-jährige in der Zwischenzeit weltweit anerkannt und Bestandteil vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, unter anderem der Deutschen Sporthochschule Köln.
Er schafft es durch Atemübungen und Kälteanwendungen sein Immunsystem so zu stabilisieren, dass ihm selbst verabreichte Endotoxine nichts anhaben können. Diese Studie wurde mit einer Gruppe von Probanden wiederholt, die dann von ihm in seiner Technik geschult wurden. Mit dem gleichen Ergebnis: Keiner der Probanden erkrankte. Einer der wichtigsten Gründe: Diese Atemtechniken machen den Körper alkalischer/basischer, wirken also einer Übersäuerung entgegen – in einem sauren Milieu dagegen haben es Keime, Viren und Bakterien deutlich leichter, sich auszubreiten und für eine Erkrankung zu sorgen.
Fazit: Eine bewusste Nasenatmung und bestimmte Atemübungen können unserer Gesundheit äußerst zuträglich sein und sorgen für eine bessere Entspannung des Körpers. Spezielle Atemübungen aus dem Yoga oder auch die „Wim-Hof-Methode“, welche auf der tibetanischen Meditationspraxis Tummo basiert sind eine Beachtung wert.
Quelle: SZ/BZ-Online