Fußball: In der Fußballschule Fair Play des VfL Sindelfingen rollt der Ball seit einigen Wochen wieder
Wo sich pro Woche sonst an die 280 Nachwuchskicker tummeln, ging Corona-bedingt wochenlang nichts mehr. Seit Mitte Mai kann Andy Russky in seiner VfL Fußballschule Fair Play gemeinsam mit seinen Trainerkollegen jetzt aber wieder das machen, was er seit mittlerweile 18 Jahren mit großer Leidenschaft tut: Kindern das Fußballspielen beibringen.
Um auf die Anfänge der VfL Fußballschule Fair Play zurückblicken, bedarf es einer kleinen Reise in die Vergangenheit. Im Jahr als das zusätzliche Sportangebot für Nachwuchskicker 1997 gegründet wurde, holte sich der VfB Stuttgart im Berliner Olympiastadion durch einen Doppelpack von Giovane Élber gegen Energie Cottbus den DFB-Pokal. Als Andy Russky im Jahr 2002 Fair Play übernahm, spielte sich die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in Japan und Südkorea überraschend ins Finale gegen Brasilien. Mit Akteuren wie Jens Jeremies, Carsten Ramelow und Thomas Linke. Die Mitglieder der einstigen deutschen Defensivreihe haben ihre Kickstiefel längst an den Nagel gehängt. Der Leiter der Fußballschule Fair Play heißt dagegen immer noch Andy Russky.
Seinen Plan, wie er seinen Schützlingen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren das Kicken beibringen möchte, hat er sich über die Jahre allerdings bewahrt. „Wir möchten den Kindern den Spaß am Fußball spielerisch vermitteln und sie so für diesen Sport begeistern. Das ist das, was sich mein achtköpfiges gut ausgebildetes Trainerteam und ich hier in Sindelfingen auf die Fahnen geschrieben haben“, sagt Andy Russky. Den vor allem in den Nachwuchsleistungszentren der großen Clubs mittlerweile oft gelehrten Systemfußball, sieht der gebürtige Böblinger nämlich eher kritisch. „Da gehen aus meiner Sicht die individuellen Stärken der Spieler ein Stück weit verloren. Dabei braucht es in engen Duellen doch auch heute den unberechenbaren Straßenfußballer, der mit einer einzigen genialen Aktion das Spiel entscheiden kann“, ist sich Andy Russky sicher.
Erstmals ausgebremst war der 46-jährige zweifache Familienvater dabei in diesem Frühjahr. Denn auch vor seiner Fußballschule hat das Coronavirus nicht Halt gemacht. „Von Mitte März bis Mitte Mai ging auf dem Rasen gar nix mehr“, erinnert sich Andy Russky zurück. Damit seine vielen Schützlingen, die normalerweise wöchentlich in bis zu 35 Gruppen über den Rasen wirbeln, in diesen Zeiten nicht ganz ohne Fußball auskommen mussten, erstellte er im heimischen Garten gemeinsam mit seinem Sohn eine zehnfolgige „Stay-at-Home-Training Fair Play“-Videoserie mit Fußballtricks. „Von Ronaldo über Zidane bis Ronaldinho war da alles dabei. Zu jedem der anspruchsvollen Finten habe ich auch eine kleine Geschichte dazugestellt nebst einem Link, der zeigt, in welcher Partie der jeweilige Spieler sein Kabinettstückchen aufgeführt hat“, sagt Russky.
Dennoch war der Fußballtrainer, der früher neben der SV Böblingen, dem TSV Dagersheim und dem FC Gärtringen einst auch für die Amateure der Stuttgarter Kickers die Kickschuhe schnürte froh, als seine Jungs im Mai wieder auf die Trainingsplätze zurückkehren konnten. „Man hat natürlich gemerkt, dass Corona nach wie vor ein großes Thema ist. Aber die Kinder haben die Abstandsregeln prima eingehalten. Auch das Eintragen in Listen, das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln oder das von Russky neu entwickelte Wegesystem auf dem Sportplatzgelände war für die rund 270 Jungs und die zehn Mädchen schnell ganz normal. Die Tatsache, dass die Eltern derzeit draußen warten müssen, bringt laut Andy Russky sogar Vorteile. „Manche Kinder spielen plötzlich eine Klasse besser, seitdem sie nicht mehr unter den Argusaugen von Vater oder Mutter agieren“, sagt der Inhaber der A-Lizenz mit einem Grinsen.
Nur rund 20 Prozent seiner Schützlinge spielen gleichzeitig in einem Verein. Viele trainieren demnach nur einmal pro Woche in der Fußballschule. „Wenn sie richtig gut sind, zieht es viele dann natürlich schon in eine Jugendmannschaft“, berichtet Andy Russky. Der bisher bekannteste Gast seiner Fußballschule ist der ehemalige Maichinger VfB-Profi Timo Baumgartl, der sein Geld mittlerweile in den Niederlanden beim PSV Eindhoven verdient. „Timo war früher ein paarmal bei uns. Auch Melvin Ramusovic, der derzeit um einen Profivertrag beim 1. FC Heidenheim kämpft oder DFB- U19-Nationalspielerin Ivana Fuso, die derzeit beim FC Basel spielt, hatten bei uns Trainingseinheiten“, verrät Russky.
Alle Infos zur VfL Fußballschule Fair Play und zu den Sommer-Events bei Fair Play findet man im Internet unter https://fussballschule-sindelfingen.de/ und unter https://feriensportprogramm.de/.