Tennis: Lockdown-Wirrwarr in der Tennishalle
Unter Federführung der Sindelfinger Tennisabteilung und des TEC Waldau wehren sich die Clubs aus der Region gegen die aus ihrer Sicht zu harten Corona-Einschränkungen
Im derzeitigen Teillockdown wurde der für Tennisvereine relevante Teil der Corona-Verordnung bereits mehrmals geändert. Die jetzt angepasste Maßnahme, dass pro Tennishalle nur noch zwei Personen spielen dürfen, wollen die Vereine im Kreis Böblingen und in Stuttgart nicht einfach hinnehmen.
Acht Plätze bietet die zweigeteilte Tennishalle des VfL Sindelfingen. An manchen Abenden tummeln sich hier zwischen 30 und 40 Spieler. Diese Zeiten sind derzeit vorbei. Schuld daran ist der Teil-Lockdown, der in Deutschland den kompletten November über den Amateursport weitgehend lahmlegt. Darin, dass auf Grund der steigenden Zahl der Corona-Erkrankten auch im Tennis etwas getan werden muss, ist man sich in der VfL-Tennisabteilung einig. „Dass die Duschen zu sind und nicht vier oder mehr Personen auf einem Platz trainieren dürfen ist richtig, da haben wir kein Problem mit“, macht Abteilungsleiter Boris Clar deutlich.
Allerdings gibt das Land in seiner immer wieder aktualisierten Corona-Verordnung den Vereinen jetzt nach und nach Dinge vor, die letztlich auch einen reduzierten Spielbetrieb kaum mehr zulassen. „Mit der ab dem 2. November zunächst geltenden Regelung, dass pro Platz zwei Leute spielen dürfen, konnten wir leben. Mittlerweile sieht die Verordnung allerdings vor, dass diese zwei Leute nur noch pro Tennishalle erlaubt sind“, sagt Boris Clar und kann seinen Ärger darüber nicht verbergen. Denn das heißt für Sindelfingen: Nur zwei Akteure dürfen gleichzeitig in der riesigen VfL-Halle stehen. „Dass unsere Halle 5000 Quadratmeter groß ist und deutlich mehr Luftvolumen bietet als nahezu jeder Einzelhandel, in dem derzeit pro zehn Quadratmeter eine Person zugelassen ist, wird hier nicht annähernd berücksichtigt. Und das ist für uns verhältnislos“, sagt Boris Clar.
Umfangreiches Hygienekonzept
Enttäuscht zeigt sich der Sindelfinger Abteilungsleiter auch darüber, dass den eigenständig entwickelten Hygienekonzepten scheinbar keine Wirkung zugetraut wird. „Dabei haben die Vereine hier von groß angelegten Corona-Infotafeln über großflächig bereit gestellte Desinfektionsspender bis hin zur ständigen Mitgliederinformation die neuen Regeln betreffend alles irgendwie Mögliche getan“, sagt Boris Clar.
Ähnlich ernüchtert über den anstehenden Tennis-Minimalbetrieb zeigt sich der Sindelfinger Cheftrainer Daniel Merkert, auch vor dem Hintergrund der bisherigen Coronazahlen in Tennisvereinen „Von unseren mehreren hundert Mitgliedern beispielsweise waren gerade einmal vier in schulbedingter vorsätzlicher Quarantäne. Bei uns hat sich also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemand angesteckt. Genau das gleiche hört man aus den anderen Vereinen der Region“, sagt Merkert.
Für ihn selbst bedeuten die ständig wechselnden Vorgaben auch einen enormen zeitlichen Mehraufwand. „Ich habe bis in die Nacht die Trainingspläne umgeschrieben, für die Regelung zwei Personen pro Platz. Für die Vorgabe zwei Personen pro Halle muss ich jetzt jetzt wieder Stunden lang hin und her überlegen“, sagt Daniel Merkert und ergänzt: „Wir haben pro Woche 220 Trainingsstunden. Selbst wenn ein Trainer von acht bis 22 Uhr auf dem Platz stehen würde, hätten wir bei dieser Vorgabe null Chance alle unterzubekommen. Dabei ist der Tennissport nicht nur für die Kinder und Jugendlichen wichtig, auch den älteren Spielern hilft das Tennis spielen beim gesund und fit bleiben“, ist sich Merkert sicher.
Auch für Jan Eble sind die immer härter werdenden Vorgaben für die Tennisclubs nur noch schwer nachzuvollziehen „Mit Logik ist die verschärfte Regelung mit nur zwei Personen pro Halle nicht erklärbar“, sagt der hauptamtliche Geschäftsführer der Tennisabteilung Böblingen und bezeichnet die daraus entstehenden Folgen als „finanzielle und organisatorische Katastrophe“.
Brief an den Ministerpräsidenten
Für das gemeinsame Ziel, wieder zumindest mit zwei Personen pro Platz Tennis spielen zu können, kämpfen die Vereine daher jetzt Seite an Seite. So haben sich die Vorsitzenden und Abteilungsleiter zahlreicher Clubs aus der Region Ende vergangener Woche zu einer Videokonferenz verabredet. Mit dabei waren hier neben Böblingen und Sindelfingen unter anderem auch die Tennisclubs aus Maichingen, Holzgerlingen, Gärtringen und Herrenberg.
„Dieses digitale Treffen mit 25 Vertretern hat klar gezeigt, dass die Vereine gegen die aus unserer Sicht mittlerweile verhältnislosen Einschränkungen gewillt sind, mobil zu machen und dabei mit einer Stimme zu sprechen“, berichtet VfL-Abteilungsleiter Boris Clar, der die Konferenz gemeinsam mit Thomas Bürkle, dem Clubmanager des TEC Waldau, initiiert hatte. „Mittlerweile wurde ein gemeinsam aufgesetzter Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manfred Lucha versandt, mit der dringenden Aufforderung, wieder zwei Personen pro Platz und nicht pro Sportstätte, sprich Tennishalle, zuzulassen“, sagt Boris Clar.
Bild: Sind enttäuscht über den derzeitigen Minimalbetrieb in Tennishallen: Sindelfingens Abteilungsleiter Boris Clar (links) und sein Cheftrainer Daniel Merkert. Bild: App
Quelle: SZ/BZ-Online