Leichtathletik: „Ich werde mich nicht stressen lassen“
Der Sindelfinger Constantin Preis startet am Freitag bei der Hallen-Europameisterschaft im polnischen Torun über die 400 Meter
Von Donnerstag bis Sonntag finden in dieser Woche die Hallen-Europameisterschaften der Leichtathleten im polnischen Torun statt. Ein Sindelfinger ist im 50-köpfigen deutschen Team vertreten: Der Langhürdenspezialist Constantin Preis, der in dieser Hallensaison mit einem Ausflug auf der 400-Meter-Strecke glänzte. Die ersten internationalen Meisterschaften seit einem guten Jahr sind in der Olympia-Saison 2021 ein wichtiger Baustein auf dem Weg in einen erfolgreichen Sommer.
Die SZ/BZ hat mit Constantin Preis über seine Ziele in Torun, den Kurzzeit-Wechsel auf die 400 Meter und die Pläne für den Sommer gesprochen.
Glückwunsch zur EM-Qualifikation. Die letzten Tage haben Sie für ein kurzes Trainingslager mit der Nationalmannschaft in Kienbaum verbracht, heute geht es los nach Torun und am Freitag um 10 Uhr startet dein Vorlauf. Was haben Sie sich vorgenommen?
Constantin Preis: „Ich will schon im Vorlauf schnell laufen und das muss ich auch, um in das Halbfinale reinzukommen, das am Freitagabend stattfindet. Ich will das Rennen schnell angehen, damit ich meine persönliche Bestleistung von 46,81 Sekunden angreifen kann. Wenn alles funktioniert, sollte ich im Bereich von 46,5 Sekunden laufen, dann könnte es auch mit dem Halbfinale klappen.“
Was nehmen Sie von den Deutschen Meisterschaften in Dortmund mit? Im Finale lief Ihr Rennen taktisch weniger gut und Sie mussten mit dem zweiten Platz zufrieden sein.
Constantin Preis: „Ich werde bei der EM sicherlich einer der unerfahrensten Hallenläufer sein, deswegen ist die Taktik wichtig und dafür war auch die Erfahrung in Dortmund gut. Zur Vorbereitung werde ich mir auch das ein oder andere Video von Rennsituationen anschauen, ich werde mich aber nicht stressen. Die Deutschen Meisterschaften waren mein erstes Rennen der Saison und normalerweise kann ich mich im zweiten Wettkampf nochmal gut verbessern.“
Sie haben sich mit nur einem Rennen für die Europameisterschaften qualifiziert, war die Teilnahme am internationalen Höhepunkt das erklärte Ziel der Hallensaison?
Constantin Preis: „Geplant war das nicht. An den Trainingswerten der letzten Wochen habe ich aber schon gemerkt, dass eine schnelle Zeit möglich ist und damit gerechnet, dass es bei den Deutschen Hallenmeisterschaften gut läuft. Ich wollte gleich im Vorlauf schnell angehen und dann schauen, wie weit mich meine Beine tragen. Ursprünglich hatten wir ja ein Trainingslager in Südafrika geplant, wo ich auch einen Wettkampf laufen wollte.“
Sie sind auf den 400 Meter-Hürden zuhause und haben im Sommer 2019 an den Weltmeisterschaften in Doha teilgenommen. In der Halle wird die Disziplin gar nicht angeboten, welchen Hintergrund hat der Ausflug auf die „flache Strecke“, wie die Distanz ohne Hürden genannt wird?
Constantin Preis: „Zum einen brauche ich Wettkämpfe, ich will nicht nur einen Monat im Jahr Rennen laufen und mich den Rest der Zeit darauf vorbereiten. Außerdem unterscheiden sich die beiden Disziplinen nicht sonderlich, man muss über die Distanz schnell laufen können. Und ich bin nicht nur mit Hürden schnell, sondern will auch auf der Flachstrecke angreifen. Falls bei den Olympischen Spielen eine 4×400-Meter-Staffel an den Start geht, hätte ich Lust auf einen Doppelstart. Die Hürden werden aber natürlich meine Hauptdisziplin bleiben.“
Das erklärte Ziel ist aber ein Olympia-Start über die 400-Meter-Hürden-Strecke. Die direkte Qualifikation wird nicht einfach, schließlich musst du deine Bestzeit um mehr als eine halbe Sekunde steigern, wie geht es für dich nach der EM weiter?
Constantin Preis: „Leider bringt mir mein 400-Meter-Start keine Punkte im World-Ranking, über das man sich ja auch qualifizieren kann, für die Hürdenstrecke. Nach der EM mache ich einige Tage Pause und dann fliegen wir für zehn Tage ins Trainingslager. Der aktuelle Plan ist La Palma, aber das kann sich noch ändern. Dort werde ich spezifischer Hürden trainieren und im Frühjahr dann hoffentlich mit einem schnellen Rennen in die Saison einsteigen.“
Ihre Bestzeit liegt bei 49,23 Sekunden, damit haben Sie es in den letzten Jahren zu hochkarätigen Meetings geschafft, die für eine Platzierung im World-Ranking besonders entscheidend sind. Wie stehen die Chancen in diesem Jahr?
Constantin Preis: „Ich starte auf jeden Fall auf einem hohen Niveau in die Vorbereitung und nehme die Tempohärte aus der Halle mit. Deswegen werde ich früh schnell rennen können. Um in die internationalen Meetings zu kommen, werde ich 49,50 Sekunden oder schneller anbieten müssen, weil das in einer Olympiasaison natürlich alle Athleten versuchen. Ich werde sicherlich einige Wettkämpfe laufen, um meine Chance zu erhöhen, mich über Punkte oder die direkte Norm zu qualifizieren.“
Bild: Der Sindelfinger Constantin Preis will bei der Hallen-EM über die 400 Meter ins Halbfinale laufen. Bild: Drechsel
Quelle: SZ/BZ-Online