Leichtathletik: Weltklasse-Athlet lobt Sindelfingen in den höchsten Tönen

Im kostenlosen SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel“ erklärt Olympia-Teilnehmer Constantin Preis, warum der VfL für ihn der große Wurf ist

Leichtathletik – 100 Jahre Leichtathletik beim VfL Sindelfingen stehen unter anderem für jede Menge große Namen. Ein aktuell sehr klingender ist der des Olympiastarters von Tokio Constantin Preis. Vor der großen Jubiläums-Feier im Glaspalast, die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf den kommenden Samstag verschoben wurde, spricht er im kostenlosen SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel“ über großen Sport, warum der VfL für ihn so wichtig ist und warum Kinder mit dem Sport anfangen sollten.

Warum sucht sich Constantin Preis ausgerechnet die knallharte Hürdenrunde als Disziplin aus? Wer ist der heilige Presselassi? Das und mehr gibt es zusätzlich im Podcast „Willi und Dödel“.

Drei Wochen Urlaub sind vorbei, davor sind Sie beim Diamond League-Finale in Zürich endlich mal wieder vor Zuschauern gelaufen. Wie hat sich das angefühlt?

Constantin Preis: „Für mich war das das zweite Mal mit Zuschauern nach zwei Jahren. Das war einer der besten Wettkämpfe, die ich jemals hatte. 2019 war ich das letzte Mal in Zürich, das war genauso sensationell. Die Zuschauer fiebern dort mit, kennen die Athleten und feiern dasalles einfach. Ich bin damals die WM-Norm gelaufen.“

Zürich, WM, Olympia, das ist die große, weite Welt. Werden Sie eigentlich erkannt, wenn Sie durch Sindelfingen laufen?

Constantin Preis: „So weit ist es noch nicht. Bei größeren Wettkämpfen und Meetings kennt man mich, aber nicht, wenn ich in Pforzheim oder Sindelfingen auf der Straße unterwegs bin.“

Früher waren Deutsche Leichtathletik-Meister Stars, die auf der Straße angesprochen werden. Warum ist das nicht mehr so?

Constantin Preis: „Schwierig zu sagen. Das ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern weltweit. Die Sportart an sich ist ja immer noch populär und wird überall getrieben, an jeder Uni und an jeder Schule.“

Muss man sich deshalb selbst vermarkten um bekannter zu werden?

Constantin Preis: „Definitiv. Der Fußball zum Beispiel besitzt überall eine große Werbeplattform, Leichtathletik nicht mehr so wirklich. Deutsche Meisterschaften, Diamond-Meetings, EM und WM werden übertragen. Olympische Spiele kennt auch jeder. Aber sonst wissen die Menschen nicht, wo und was passiert. Deshalb muss man sich tatsächlich selbst vermarkten und verbreiten: Wo sind meine Wettkämpfe, wie kann man mich verfolgen?“

Gehört dazu das Stirnband?

Constantin Preis: „Es hilft bei mir tatsächlich gegen den Schweiß, aber eigentlich ist es ein Accessoire. Mittlerweile werde ich auf der deutschen Ebene der Mann mit dem Stirnband genannt.“

Wie kam denn einst der kleine Constantin zur Leichtathletik und deshalb später auch zum VfL Sindelfingen?

Constantin Preis: „Leichtathletik war bei mir so gar nicht geplant. Als ich 2011 von Moldawien nach Deutschland gezogen bin, musste ich zu den Bundesjugendspielen. Da war ich besser als die anderen und wurde zu meinem ersten Verein geschickt, dem TV 1834 Pforzheim. Sindelfingen ist seit 2017 mein zweiter Verein.“

Warum Sindelfingen?

Constantin Preis: „Der Hauptgrund war mein Trainer Sebastian Marcard.“

Ist das ein guter Verein für Sie?

Constantin Preis: „Ja, extrem. Ich erfahre eine riesige Unterstützung. Sindelfingen ist einer der größeren Vereine in Deutschland und immer noch sehr, sehr familiär. Das gefällt mir. Das war ist ähnlich beim TV 1834, bei dem jeder jeden kennt. Besser als in Sindelfingen kann ich es mir nicht vorstellen.“

Trotzdem sind Sie dem VfL kurz mal untreu geworden und sind kurz mal in die USA gegangen. Was war denn da los?

Constantin Preis: „Ich war nicht untreu, wäre ja trotzdem im Sommer für Sindelfingen gestartet. Die USA waren aber immer ein Traum. Da hat sich angeboten, dass ich ein Vollstipendium bekomme. Ich dachte mir, wenn ich es jetzt nicht versuche, werde ich es immer bereuen. Es hat dann mit dem Trainer nicht wirklich funktioniert. An der Uni war es wirklich gut, aber Training war mir wichtiger. Mit Sebastian Marcard läuft es viel besser, da habe ich viel mehr Vertrauen.“

Sie reihen sich beim VfL in eine lange Liste großer Namen ein. War Ihnen schon vor dem Wechsel bewusst, zu welchem Traditionsverein sie kommen?

Constantin Preis: „Sindelfingen war immer extrem bekannt, auch durch die Wettkämpfe im Glaspalast. Und dass Sindelfingen wirklich sogar auf Weltebene groß war, war mir schon bewusst.“

Wie groß sind Ihre sportlichen Pläne?

Constantin Preis: „Man kann nie sagen, wie lange eine Karriere geht. Aber Paris 2024 kann ich definitiv in Angriff nehmen. Nächstes Jahr natürlich schon die WM und EM. Da will ich auf jeden Fall besser performen als beim letzten Mal.“

Was ist für Sie als Spitzensportler das Faszinierende an der Leichtathletik und warum würden Sie einem Siebenjährigen diesen Sport empfehlen?

Constantin Preis: „Leichtathletik ist eine Sportart, in der man wirklich an die Grenzen gehen muss. Als Kind wird man sich vielleicht nicht diese eine Disziplin aussuchen, die man ein Leben lang macht, aber trotzdem wird man feinjustiert, was Koordination angeht oder die Körperspannung. Ich mache meinen Sport, um mich besser zu fühlen. Und zwar besser, als es gestern war. Dafür muss man Grenzen erreichen und überschreiten. Man wird nie perfekt, aber man strebt immer danach. Ich kann einfach nicht damit aufhören.“

Zur Person: Constantin Preis ist 23 Jahre alt und stammt aus Chisinau in Moldawien. 2011 kommt er nach Deutschland und schließt sich dem TV Pforzheim an. 2018 wechselt der Spezialist über die 400 Meter Hürden zum VfL Sindelfingen und holt im gleichen Jahr über die flache Strecke Silber bei den Deutschen Meisterschaften. Ansonsten schreibt der Student der Ernährungswissenschaft über die Hürdenrunde Schlagzeilen. Bei der U23 holt er 2018 und 2019 den DM-Titel 2019 wird er Vierter bei den U23-Europameisterschaften und startet im selben Jahr bei den Weltmeisterschaften der Senioren in Doha. In den Jahren 2019, 2020 und 2021 wird er jeweils Deutscher Meister, 2021 in der Halle Vizemeister. In Genf läuft er im Juni 2021 mit 48,60 Sekunden die schnellste deutsche Zeit in diesem Jahrtausend, bei Olympia in Tokio stürmt er ins Halbfinale und hätte mit Bestzeit das Finale gepackt. weg

Bild: Constantin Preis: Eine Hürde ist kein Hindernis, sondern macht sein Sportlerleben rund. Bild: Ralf Görlitz/A

Quelle: SZ/BZ-Online