Sportwelt: Ruhig Blut: Sport senkt das Risiko

Wie man hohem Blutdruck und schlechten Cholesterinwerten vorbeugt, erklärt Andreas Hagedorn aus der Sportwelt des VfL Sindelfingen

Gesundheit – Nach wie vor sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Platz eins der Todesursachen in Deutschland. Gesundheitliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es viele – die gängigsten sind Arteriosklerose, ein hoher Blutdruck und ein erhöhter Cholesterinwert. Mit Sport lässt sich dagegen steuern.

Der 78-jährige Sindelfinger Hans Willer setzt sich zu Beginn seines regelmäßigen Trainings gern ans Rudergerät. Seit etwas mehr als sieben Jahren ist er MItglied in der Sportwelt und geht die Sache demnach richtig an: „Ich mach das als Aufwärmprogramm. Da wird alles bewegt und ich habe mich seit dem ersten Mal auch schon sehr gesteigert. Mit dem Kreislauf habe ich keine Probleme.“

Zurück zu Blutdruck und Cholesterin: „Es scheint so, dass ein hoher Cholesterinwert weniger starke Auswirkungen hat als bislang angenommen“, sagt Andreas Hagedorn, „Studien aus den 70er Jahren, welche einen Zusammenhang zwischen Cholesterin-Aufnahme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen feststellten, wurden weitestgehend widerlegt und nach heutigem Stand hat ein erhöhter Cholesterinwert weitaus weniger Kausalität zu anderen Erkrankungen.“

So gibt es auch Studien, die bei einem erhöhten Gesamtcholesterinspiegel ein niedrigeres Darmkrebsrisiko erkannt haben. Das sind zum Beispiel die Ergebnisse der Forscher der University of Pennsylvania aus von 2017, die in der Zeitschrift „PLOS Medicine“ veröffentlicht wurde. Zudem deutee vieles darauf hin, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen erhöhten Cholesterinwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt, der Hintergrund aber in die andere Richtung geht: dass Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen daraus hohe Cholesterinwerte entwickeln.

Das Gute und das Schlechte

„Bekannt ist, dass es verschiedene Cholesterinformen gibt, bei denen das Verhältnis untereinander interessant sein könnte“, so Andreas Hagedorn. Allgemein spreche man vom „schlechten“ LDL und dem „guten“ HDL, wobei auch hier die Studienlage inzwischen recht uneindeutig sei. „Dabei lässt sich das ‚gute‘ HDL vor allem durch Ausdauertraining steigern. Äußert der Arzt also Bedenken zum Cholesterinwert, ist Ausdauertraining definitiv ein Versuch wert, bevor medikamentös nachgesteuert wird“, so Hagedorn.

Und zum nahe liegenden Thema Arteriosklerose sagt Andreas Hagedorn: „Sportler haben zwar nicht weniger Ablagerungen, aber wohl weitaus stabilere.“ Eine Übersichtsarbeit, welche im April 2020 im Fachmagazin „Circulation“ veröffentlicht wurde, zeigte, dass Sportler sogar mehr arteriosklerotische Ablagerungen entwickelten, aber trotzdem deutlich seltener an akuten Herz-Kreislauf-Ereignissen erkranken als Nichtsportler.

Die Erklärung dafür sei, dass Ablagerungen in den Arterien der Sportler einen höheren Kalkanteil aufweisen und stabiler sind. Diese Ablagerungen lösen sich also nicht so leicht von den Blutgefäßwänden und führen dementsprechend seltener zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ablagerungen in den Arterien müssen also nicht immer gleich ein Zeichen für drohende Lebensgefahr sein.

Besonder effektiv: Kraft und Ausdauer kombinieren

Und jetzt Sport: Dass ein hoher Blutdruck dadurch gesenkt werden kann, ist längst bekannt und die Studienlage hat sich hier auch bestätigt. Zu diesem Schluss kam unter anderem. eine Analyse von rund 400 Studien mit fast 40 000 Probanden des Forscherteams um Dr. Huseyin Naci vom Department of Health Policy, London School of Economics and Political Science. Dabei untersuchten 194 klinische Studien die Auswirkungen von blutdrucksenkenden Medikamenten. Weitere 197 Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen Bewegung und Blutdruck. Zu den eingesetzten Maßnahmen der körperlichen Aktivität zählten Walken, Joggen, Radfahren, Kraft- und Ausdauertraining sowie High Intensity Interval Training (HIIT).

„Als beachtliches Ergebnis zeigte sich bei den Bluthochdruck-Patienten, dass deren Blutdruck durch die körperliche Aktivität gesenkt wurde – und zwar gleichermaßen wirksam wie durch die Medikamente. Als besonders effektiv erwies sich dabei die Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining“, sagt Andreas Hagedorn.

* Andreas Hagedorn ist Sportwissenschaftler, Ernährungsberater und Studioleiter der Sportwelt des VfL Sindelfingen. 

Zum Thema: Wem es in der kalten Jahreszeit zu ungemütlich wird, kann dem gesundheitsfördernden Effekt im Fitnessstudio nachgehen. In der Sportwelt des VfL Sindelfingen sind seit dem Neubau 12 Laufbänder, 10 verschiedene Crosstrainer, 5 Rudergeräte, 3 Wave-Trainer (ähnlich dem Inline-Skating oder Skilanglauf im Skating Stil), 4 Liegefahrräder und 2 Treppensteiggeräte zu finden. Ausdauertraining ist aber auch in Spinning-Kursen oder eben den verschiedenen Outdoor-Kursen möglich.