Die ehrenamtlichen Organisatoren von GSV Maichingen und VfL Sindelfingen klammern sich an die Hoffnung, dass der Mercedes-Benz Junior Cup nur verschoben wurde
Fußball. In den Sindelfinger Hotels Mariott oder im Mercure gibt es noch freie Zimmer. Die Busse vom Unternehmen Pflieger stehen größtenteils auf dem Hof und rund um den Glaspalast sieht man nur ein paar Spaziergänger. Bonjour tristesse. 30 Jahre lang war da um diese Zeit Leben in der Bude – Sindelfingen war zum Treffpunkt der Fußball-Fans aus nah und fern, die sich im Glaspalast trafen, um sich nach Weihnachten und Silvester auszutauschen und nebenbei Jugendfußball der ersten Güteklasse zu sehen.
Zum zweiten Male nacheinander findet der Mercedes-Benz Junior Cup wegen Corona nicht statt, der zuvor aus dem Leben der Stadt nicht wegzudenken war. Rund 10.000 Zuschauer an zwei Tagen, Fernseh-Übertragungen, Parkplatzsuche, Fahnen in der Stadt, Fans – „es ist ein Jammer“, sagt Werner Klauß vom GSV Maichingen.
Die Hoffnung aber stirbt zuletzt und man achtet allerorts auf die Zwischentöne. Wichtig sei vor allem, dass der Mercedes-Benz Junior Cup nicht abgesagt wurde, sondern es sei „lediglich“ die 31. Auflage verschoben werden. Das macht den Ehrenamtlichen der organisierenden Vereine wie auch einigen Unternehmen in der Region Hoffnung. Dass in einem Jahr der Glaspalast wieder belebt ist.
Denn das Turnier soll nicht sterben. 30 Jahre Tradition ist im Fußball eine Rekordzahl und dies soll weiter gelebt werden. Weltmeister, Europameister – man hat im Glaspalast Spieler gesehen, die ihren Weg gemacht haben und noch immer machen. Trainer wie Ralf Rangnick, Christian Streich, Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco haben im Glaspalast mit ihren Jugendmannschaften ihre ersten Fernseh-Auftritte gemacht.
Marcus Rashford (Manchester United), Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leroy Sané (alle später Bayern München), Kevin Kuranyi, Sami Khedira – die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. „Ohne das Turnier fehlt in der Region im Sport etwas Gravierendes“, sagt Rainer Widmayer, lange Jahre Co-Trainer in der Bundesliga.
Auch für 2022 war die Organisation schon weit fortgeschritten, vier deutsche und vier internationale Mannschaften standen bereit. Doch dann kamen neue Corona-Verordnungen, die im Glaspalast und auch mit Jugendspielern, die nicht als Profis gelten, nicht umzusetzen waren waren.
Deshalb kam die Absage – auch für das Turnier der Auszubildenden des Konzerns, das von Anfang an fester Bestandteil des Turnieres war und bei dem die Werke ebenfalls ihre Sieger ermittelten. „Für die Azubis war dies immer ein Höhepunkt“, sagt Michael Hornung, der von Anfang an das Team des Werkes Sindelfingen betreut hat, inzwischen aber in Alters-Teilzeit ist. „Hoffentlich wird es im nächsten Jahr fortgesetzt.“ Diese Hoffnung bleibt. Auch, damit in den Hotels, in der Stadt und rund um den Glaspalast wieder so richtig Leben einkehrt.
Bild: Wenn beim Mercedes-Benz Junior Cup der Ball rollt, sind die Tribünen des Sindelfinger Glaspalastes gut gefüllt. 2021 und 2022 gab es kein Turnier. Bild: GES-Foto
Quelle: SZ/BZ-Online