Sportwelt/VfL Sindelfingen: So geht es weiter beim VfL Sindelfingen

Geschäftsführerduo Anne Köhler und Harry Kibele

Sportpolitik. So groß die Fußstapfen sind, die Roland Medinger nach über 30 Jahren als Geschäftsführer des VfL Sindelfingen hinterlässt – Anne Köhler läuft an der Seite von Harry Kibele schon eine ganze Weile ziemlich souverän darin. Wenn sie am Dienstag auf Augenhöhe die Nachfolge Medingers in der Geschäftsführer-Doppelspitze antritt, sind die beiden bereits ein eingespieltes Team. Der Stabwechsel ist von langer Hand geplant, der Blick geht heute schon sogar darüber hinaus, denn auch Harry Kibele biegt mit seinen 63 Jahren so langsam auf die berufliche Zielgerade ein.

„Spaß in diesem Team“

Dabei will er es keineswegs auslaufen lassen. Im Gegenteil: Auch wenn die vielen Jahre an der Seite von Roland Medinger gut waren, sieht er die Zeit gekommen für einen Wechsel der Generationen. Und wenn er aufhört, stehen mit Andreas Hagedorn und Teresa Spengler potenzielle Nachfolger bereit, die genauso gewogen und für gut befunden sind wie all die anderen Namen auf der Gehaltsliste. „Die Jungen bringen so viel mit, sie sprechen eine Sprache und haben so viel Schwung“, sagt Harry Kibele, dem es „Spaß macht, mit diesem Team zu arbeiten“. Dem Vorstand liege bereits ein detailliertes Konzept für die Zeit nach den nächsten anderthalb Jahren vor. „Es ist für mich ungeheuer spannend, dieses zu entwickeln und zu festigen, damit der VfL Sindelfingen dann wasserdicht und sorglos in die Zukunft gehen kann“, sagt Harry Kibele.

Die Rollenverteilung

Damit zurück zur Gegenwart und zur näheren Zukunft. Die Rollen sind klar aufgeteilt. Grob gesagt beackert Harry Kibele das Feld der Dienstleistungen, in seine Verantwortung fallen Sportkonzeptionen vom Hauptverein über die Sportwelt, den Breiten- und Gesundheitssport, die Kinderwelt und den Reha-Sport bis zum Sportsponsoring. Aufgaben, die er schon in den letzten Jahrzehnten federführend übernommen hatte. Bei Anne Köhler wiederum laufen die Fäden aus den 27 Abteilungen zusammen, wobei sie wie auch schon zuletzt alleine jede Menge mit immer neuen Corona-Verordnungen zu tun hatte.

Dabei geht es künftig für sie wieder vermehrt darum, Ehrenamtsstrukturen in den Abteilungen zu stärken, den demografischen Wandel im Auge zu behalten oder junge Menschen in den Sport zu bringen. Wobei Nachwuchsförderung immer damit verbunden ist, Angebote anzupassen. „Bestes Beispiel dafür ist die Tischfußballabteilung. Man muss nicht jedem Trend hinterherrennen, aber die Trends beobachten und bewerten, wie sich diese langfristig entwickeln könnten“, sagt Anne Köhler. Ein brandaktuelles Thema könnte hier demnach auch Sport nach einer Covid-Erkrankung und deren Folgen sein, sagt Harry Kibele.

Wert und Wertschätzung

Großen Wert und Wertschätzung spricht das neue Führungsduo den Mitarbeitern zu, Bereichsleitern wie Monika Schreiber, Linda Dunkel oder Benjamin Wunsch, der Geschäftsstellenleiterin Veronika Graf und all den anderen. Es gehe darum, Mitarbeiter zu entwickeln, denn längst ist der VfL Sindelfingen auch ein ansehnlicher Arbeitgeber. Zu den 20 Hauptamtlichen kommen weitere 450-Euro-Kräfte, sei es als Trainer, am Infopoint oder in den Abteilungen. 65 Namen stehen auf der Lohnliste, und zählt man die Kurs- und Übungsleiter dazu, wächst diese sogar auf etwa 350 Personen an.

Der VfL Sindelfingen ist längst nicht mehr nur Sportverein, in dem der Wettkampfsport zu Hause ist, sondern deckt gemäß dem eigenen Slogan „die ganze Welt des Sports ab“. Vom Babykurs über die Herz-Reha bis zum Olympiateilnehmer reicht das Angebot im Hauptverein und in den Sparten mit den insgesamt rund 8500 Mitgliedern. „Auch das ist mit ein Verdienst von Roland“, würdigen Harry Kibele und Anne Köhler den scheidenden Mann an der Spitze.

Dabei stellt sich auch die Frage, wie viel Spitzensport künftig sein soll. Dort, wo man an einen Olympiastützpunkt angebunden ist, und in Sparten, die sich von innen heraus hochklassig positionieren wie im Judo, der Leichtathletik oder im Schwimmen, da soll auch der absolute Spitzensport möglich bleiben. Aber es dürfe nicht sein, dass finanzielle Kraftakte auf die Schultern der Mitglieder drücken.

Ein anderes großes Ziel nennt Anne Köhler: „Wir müssen daran arbeiten, den Gemeinschaftsgedanken zu verbessern und die Kontakte im Verein auch über Abteilungsgrenzen hinaus zu stärken. Das Gemeinschaftsgefühl sollte noch größer werden. Das alles wollen wir in der Stadt auch sichtbar machen.“ 8500 Mitglieder bei einer Einwohnerzahl von rund 65000 sei eine hervorragende Quote. „Aber wenn es uns gelingt, allen Sindelfingern klar zu machen, was für ein toller Verein der VfL ist, machen wir den nächsten großen Schritt“, so Anne Köhler.

Zu den Personen

Harry Kibele, 63 Jahre, Geschäftsführer, wohnt in Tübingen und ist seit 1989 Sportmanager des VfL Sindelfingen, zuvor war er bereits acht Jahre lang Übungsleiter im Freizeitsport des VfL Sindelfingen. Nach dem 2. Staatsexamen in den Fächern Biologie und Sport und dem Referat arbeitet er ein Jahr lang als Vertretungslehrer in Rottenburg am Gymnasium. Im Jahr der Sportpark-Eröffnung 1994 wurde er stellvertretender Geschäftsführer.Anne Köhler, 31 Jahre, stellvertretende Geschäftsführerin, absolvierte 2008 nach dem Abitur beim VfL Sindelfingen das Bachelor-Studium Fitness-Ökonomie. Nach einem Jahr bei einem Sportartikel-Onlineshop in Berlin und einem weiteren in der Verwaltung des Golf- und Countryclubs Schloss Langenstein am Bodensee kehrte sie 2013 zum VfL zurück und wurde beim berufsbegleitenden Masterstudium MBA-Sportmanagement in Bayreuth Jahrgangsbeste – samt Stipendium vom Verband deutscher Sportmanager. Von 2016 bis 2021 war sie Jugendsprecherin beim VfL Sindelfingen und ist heute Vorsitzende der Württembergischen Sportjugend und damit Vizepräsidentin im Württembergischen Landessportbund weg.

Bild: Schulter an Schulter als Geschäftsführer beim VfL Sindelfingen: Anne Köhler und Harry Kibele. Bild: Wegner

Quelle: SZ/BZ-Online