Leichtathletik: Carolina Krafzik und ihr Heimspiel

Viele Freunde und Verwandte sind dabei

Wenn am Mittwoch um 11:40 Uhr der Startschuss für die 400-Meter-Hürdenvorläufe der Frauen fällt, möchte sich Carolina Krafzik in Topform präsentieren.

Leichtathletik. Die Sindelfingerin weiß um die harte Konkurrenz, bei der Heim-Europameisterschaft muss gleich der erste Lauf sitzen.

Für Carolina Krafzik sind es schon die zweiten internationalen Meisterschaften in diesem Jahr. Die 27-Jährige ist inzwischen ein alter Hase im internationalen Wettkampfgeschäft. Zwei Mal, 2019 und 2021, stand sie unter den weltbesten Langhürdenläuferinnen im Halbfinale: Bei den Weltmeisterschaften in Doha und den Olympischen Spielen in Tokio. Zuletzt kämpfte sie im Juli bei den Weltmeisterschaften in Eugene um den Halbfinaleinzug und verpasste ihn denkbar knapp. Ein Hauch von 0,15 Sekunden fehlten für die nächste Runde.

Dennoch sind die Wettkämpfe in München auch für sie eine echte Premiere, denn coronabedingt hat die 27-Jährige noch keine Europameisterschaft erlebt. Und nun findet der kontinentale Saisonhöhepunkt auch noch in der Heimat statt. Für Familienmensch Krafzik etwas ganz Besonderes, sie kennt das Münchner Olympiastadion und endlich können Familie und Freunde sie live verfolgen, zahlreich haben sich die Fans angekündigt. „Ich freue mich total, meine Familie wird natürlich vor Ort sein, weil es nicht so weit ist, kommen sehr viele mit. Sogar eine Schülerin wird mit ihrer Familie im Stadion sein“, sagt Grundschullehrerin Carolina Krafzik.

Die Heim-EM 2018 in Berlin verfolgte sie noch als Zuschauerin. „Die Atmosphäre damals war wirklich cool, die Deutschen wurden besonders angefeuert, diesmal bin ich nicht mehr auf der Zuschauerbank“, hofft sie auf viel Rückenwind.

Auch in der EM-Vorbereitung genoss Krafzik den Heimvorteil und die kurze Anreise nach München. Anders als viele Athleten des Deutschen Leichtathletikverbands, die sich in Erding vorbereiteten, absolvierte die Sindelfingerin ihre Vorbereitung mit Trainer Werner Späth daheim. „Hier habe ich alles und die besten Bedingungen, gerade weil aktuell sowieso Schulferien sind. Mir war es wichtig, noch einige Einheiten mit Werner zu trainieren.“ Am Sonntag folgte dann die Anreise nach München, gemütlich per Zug.

Noch in Eugene startete Carolina Krafzik in ihre EM-Vorbereitung. In den letzten Wochen lag einer der Schwerpunkte auf dem Krafttraining. „Damit die Kraft bis zu den Europameisterschaften reicht“, sagt die Sindelfingerin lachend. Sie absolviert schließlich eine schon sehr lange Saison. Nach einer langwierigen Verletzung im Winter, startete sie Anfang Mai mit ersten Staffeleinsätzen in die Freiluftsaison und sicherte sich in Mainz über die 4×400 Meter der Frauen und mit der Mixed-Staffel gleich die ersten Deutschen Meistertitel. Der nächste folgte wenige Wochen später über die Hürdenstrecke. Zum dritten Mal in Folge gewann sie den 400-Meter-Hürden-Titel, am Ort ihres 2019 so überraschenden Triumphes in Berlin. „Das war mein schwerster Sieg. Ich war extrem nervös und habe gewusst, ich bin noch nicht auf dem Niveau. Es war ein Kraftakt.“

Seitdem ist die Sindelfingerin immer besser in Form gekommen. Die Trainingsleistungen sind, ähnlich wie in den starken Vorjahren auf einem Top-Niveau. „Natürlich ist es schwierig vom Training auf den Wettkampf zu schließen, das sind zwei Paar Schuhe, aber ich bin besser drauf als vor der WM. Die Tempohärte ist wieder da, die Sicherheit kommt zurück“, weiß Krafzik.

Für die Europameisterschaften hat sie deswegen klare Ziele. „Ich will schnell laufen und hoffe, ins Halbfinale zu kommen“, sagt Krafzik, die mit einem zweiten Start am Donnerstag liebäugelt. Da starten ab 11:55 Uhr die drei Halbfinals der besten 24 Europäerinnen. Eine Finalqualifikation wird dann aber schwer. Das europäische Niveau ist auch neben der niederländischen Dominatorin Femke Bol gestiegen. Die talentierte Jugend setzt die etablierten Athletinnen unter Druck. „Ich müsste im Halbfinale eine wirklich gute neue Bestleistung laufen, um im Finale dabei zu sein“, ist sich Krafzik bewusst, deren Bestmarke von 54,72 Sekunden noch von den Olympischen Spielen stammt.

Bild: Will Carolina Krafzik das EM-Halbfinale erreichen, muss der Vorlauf passen. Bild: Schüttke

Quelle: SZ/BZ-Online