Weil ein VfL-Spiel Rekorde schrieb, kommen jetzt WM-Stars
Über 38 Jahre nach dem Rekordspiel von 1984: Die Volleyballer des VfL Sindelfingen empfangen am Dienstag den Deutschen Pokalsieger VfB Friedrichshafen, der mit allen Stars antreten will.
Volleyball. Mit Friedrichshafen hat der VfL Sindelfingen noch eine Rechnung offen. Am 1. April 1984 kam es in der 2. Liga Süd zum Showdown um die Meisterschaft. Der VfL wollte zurück in die Bundesliga, in der sie in der Saison 1982/83 gespielt hatten, das damalige Team der VSG Bodensee ebenfalls nach oben. Das Spiel sollte in die Geschichte eingehen als längstes Match vor der Tie-Break-Regel. Drei Stunden und 38 Minuten schlugen sich die beiden Mannschaften die Bälle um die Ohren. Am Ende gewann der VSG Bodensee mit 15:12, 14:16, 20:22, 15:10 und 15:9. Unglaublich, und aus der VSG ist heute die Topmannschaft VfB Friedrichshafen geworden.
38 Jahre und fünf Monate später wird diese Partie zum Türöffner für den VfL Sindelfingen. Nachdem die deutsche Spitzenmannschaft unter dem Titel „Spiel des Lebens“ eben ein solches für Amateurteams auslobte und die Sindelfinger davon Wind bekamen, erinnerte sich der heutige Trainer Oliver Dostal an jene Aprilnacht von 1984. Damals gehörte er als 16-jähriger immerhin zur zweiten Mannschaft des VfL und hat diese historische Begegnung heute noch vor Augen. Das Bewerbungsvideo schlug am Bodensee ein, und deshalb gibt die große deutsche Mannschaft am Dienstag in der Sporthalle Stadtmitte ihre Visitenkarte ab.
Die Stars
Mit Dejan Vinčić und Žiga Štern treten voraussichtlich zwei Spieler an, die jetzt erst bei den Weltmeisterschaften mit der slowenischen Mannschaft im Spiel um Platz drei gegen Brasilien knapp an einer Medaille vorbei schrammten. Und Marcus Böhme ist ein deutscher Nationalspieler, der 2012 Olympia-Fünfter wurde, bei Welt- und Europameisterschaften spielte und gewann die Europaspiele 2015 gewann.
Die Hiobsbotschaft für Sindelfingen
Aber jetzt erst einmal Fellbach. Saisonstart in der Regionalliga am Samstagabend – und das Abschlusstraining am Mittwochabend endet mit einer Hiobsbotschaft. Sven Metzger knickt um, muss noch Sindelfingen in die Notaufnahme und bekommt nach Mitternacht die Diagnose: Bänder gerissen, damit fehlt er die nächsten sechs bis acht Wochen. „Er ist der Führungsspieler schlechthin und mit Abstand der stärkste Spieler überhaupt in der Regionalliga“, sagt Oliver Dostal über den ehemaligen Bundesliga-Akteur.
Damit fällt ein weiteres Puzzlestück weg, das den VfL Sindelfingen vor allem zu Beginn der letzten Saison so stark gemacht hätte. Zu Saisonbeginn hatte es damals sogar danach ausgesehen, als könne das Team um den Titel mitspielen. Am Schluss wurde es Platz fünf, was Oliver Dostal „völlig in Ordnung“ findet. In diese Regionen wird sein Team in diesem Jahr eher nicht vorstoßen. Das liegt zum einen an der Verletzung von Sven Metzger, hat aber noch mehr Gründe.
Drei Säulen brechen weg
Zum einen sind da die Abgänge: Finn Dostal zieht es studienbedingt nach Mainz. Mittelblockspieler Orgil Bayarsaikhan wechselt hoch in die 3. Liga nach Ludwigsburg. Und Alexander Haas, der auch schon Bundesliga spielte, hat das Schwabenalter erreicht. Oliver Dostal: „Mit seinen jetzt 40 Jahren will er kürzer treten. Nur wenn es ganz dringend ist, würde er aushelfen. Er kommt immer mal wieder ins Training.“
Damit verliert der VfL drei seiner Säulen, und bekommt mit dem Außenspieler Marvin Kunze einen Neuen aus Rottenburg aus dem Jahrgang 2000. „Er hat wirklich Potenzial, hatte es nicht in die Zweitligamannschaft geschafft. Rottenburgs Zweite spielt Oberliga, das war ihm zu wenig.“ Björn Metzger wiederum hat letzte Saison fast nicht gespielt, weil er beruflich stark eingespannt ist. Oliver Dostal: „Er hat zugesagt, dass er einspringt, wenn Not am Mann ist.“
„Echte Schwergewichte“
Der andere Grund, weshalb diese Saison schwieriger werden dürfte, ist die Liga an sich. Die renommierten Drittligateams aus Fellbach und von Georgii Allianz haben ihre ersten Mannschaften zurückgezogen und starten neu in der Regionalliga. „Das sind schon einmal zwei echte Schwergewichte. Und der Absteiger Konstanz hat wohl auch ordentlich aufgerüstet“, sagt Oliver Dostal.
Beim Weg durch das Spieljahr kann er immerhin auf eine neue rechte Hand zählen: Simon Sturm bleibt in Rottenburg als Zuspieler aktiv. Doch zunächst einmal als Co-Trainer soll ihm in Sindelfingen die Zukunft gehören: Der 22-Jährige war letztes Jahr Jugend- und Damentrainer in Holzgerlingen. Er übernimmt außerdem auch die U20. „Wir wollen ihn an Größeres heranführen“, sagt Oliver Dostal.
Der Unterbau
Apropos Unterbau: In Sachen Nachwuchs geht es beim VfL Sindelfingen weiter voran. Alle Jugendmannschaften sind besetzt, bei den 10- bis 14-Jährigen gibt es einen Zulauf, die U20 spielt jetzt im dritten Jahr in der Bezirksstaffel und hat „zwei bis vier Jungs, die das Potenzial haben, oben reinzuschnuppern“, sagt Oliver Dostal. Und während die Zweite in der Bezirksliga spielt, gibt es jetzt sogar eine dritte Herrenmannschaft, die in der B-Klasse gemeldet ist.
Insgesamt geht der VfL Sindelfingen mit einem 13-köpfigen Kader ins Rennen. Direkt nach dem Start gegen Fellbach am Samstag um 19.30 Uhr kommt es eben am Dienstag um 19 Uhr zum Spiel des Lebens. Drei Sindelfinger AH-Spieler werden dann aller Voraussicht nach auf der Tribüne sitzen und in Erinnerungen an das legendäre Kräftemessen 1984 schwelgen. Nils Fock, der noch ziemlich regelmäßig ins Training kommt, Tilman Scheufele, der mindestens bei den Weihnachtsfeiern dabei ist, und Edward Bok, der damals ordentlich Spielzeit hatte. Sie gehören zu den Sindelfingern, die einst Volleyballgeschichte schrieben.
Die Spiele
Das Regionalliga-Spiel gegen Fellbach am Samstag beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt in die Sporthalle Stadtmitte ist ebenso frei wie am Dienstag, 20. September beim „Spiel des Lebens“ um 19 Uhr gegen den VfB Friedrichshafen. Allerdings gibt es auf der Internetseite www.volleyball-sindelfingen.de die Möglichkeit, sich anzumelden, damit der Verein eine grobe Hausnummer bekommt, was er an Verpflegung einkaufen sollte.
Bild: Trainer Oliver Dostal (Mitte, melierte Haare) und sein neuer Co-Trainer Simon Sturm (rechts daneben) stimmen das Team vor dem Abschlusstraining am Mittwochabend in der Sporthalle Stadtmitte ein. Bild: Wegner
Quelle: SZ/BZ-Online