Offener Brief wegen hoher Energiepreise
Energiepreise: Etwa 500 Sportvereine unterschreiben den offenen Brief, den Harald Link, Geschäftsführer der SV Böblingen, am Dienstag abschickt.
Sport und Gesellschaft. Um die 500 Unterschriften stehen unter dem offenen Brief, den Harald Link als Geschäftsführer der SV Böblingen und Vizepräsident des Schwäbischen Turnerbundes im Laufe des Dienstags an die drei baden-württembergischen Sportbünde abschicken wird. Diese sollen damit ein Schriftstück an die Hand bekommen, um mit Nachdruck bei der Politik vorzusprechen – denn die drastische Energiepreisentwicklung bereitet Sportvereinen riesige Sorgen.
Die aktuelle Lage: Zum einen erfüllte sich die Hoffnung nicht, dass Vereine und Verbände ins dritte Entlastungspaket des Bundes aufgenommen werden. Harald Link: „Wie schon in der Corona-Krise scheint der organisierte Sport, der größte nicht-staatliche Akteur in der Kinder- und Jugendarbeit, bei der Politik mit seinen großen Problemen kein Gehör zu finden.“ Und jetzt ist auch die Blase geplatzt, „dass die Preisexplosion an den Energiemärkten nur vorübergehend sein würde“.
Steigerung um fast 800 Prozent
Die Post der Energieversorger und die angekündigten Preiserhöhungen wiegen schwer. Wie sehr, verdeutlicht Harald Link an zwei Beispielen. Die SV Böblingen müsse mit einer Preiserhöhung von fast 800 Prozent rechnen. Harald Link: „Die jährlichen Kosten für Heizung und Warmwasser in den vereinseigenen Sportanlagen würden dadurch um 300 000 bis 350 000 Euro steigen.“ Selbst wenn die SVB 20 bis 30 Prozent seines Gasverbrauchs einspart, bleibe immer noch eine Kostensteigerung von 500 bis 600 Prozent.
Dabei habe sich die SVB in den letzten Jahren energiewirtschaftlich gestreckt, schon von 2004 bis 2006 drei Blockheizkraftwerke (BHKW) in Betrieb genommen oder 2018 über ein neues Beleuchtungssystem den Verbrauch gedrückt. Dazu galt seinerzeit die Verbindung BHKW mit Erdgas „als gute Übergangsstrategie auf dem Weg zu den erneuerbaren Energien“, so Harald Link.
Flächendeckendes Problem
Harald Link schreibt über seine SVB im offenen Brief bewusst von „einem Verein im Großraum Stuttgart“, damit das Problem nicht auf Böblingen heruntergebrochen wird. Beispiele gebe es landesweit genügend. Und auch der flächendeckende Rücklauf zeige, dass das Problem nicht punktuell, sondern strukturell sei. Ebenso bizarr sei die Situation eines weiteren Sportvereins aus der Region Stuttgart. Da diesem in der derzeit unberechenbaren Lage kein Energieunternehmen ein neues Vertragsangebot machte, stehe er ohne Stromlieferanten dar. Nun müsse der Verein mit etwa 700 Mitgliedern den Strom zu den derzeit extrem hohen Tagespreisen direkt am Terminmarkt einkaufen.
Tief getroffen ist auch der VfL Sindelfingen, der alleine beim Betrieb der Sportwelt ordentlich zur Kasse gebeten wird. „Bei dem Angebot, das auf dem Tisch liegt und das es noch zu verhandeln gilt, rechnen wir mit Mehrkosten von 200 000 Euro“, sagt Präsident Dr. Heinrich Reidelbach. Und das, obwohl die Umstellung auf Fernwärme hier schon vollzogen ist.