VfL: Energiekrise: Sportvereine sehen Land, sind aber nicht im Hafen

Reaktionen auf die Energiepreisbremse

Fast 600 Vereine hatten den offenen Brief unterschrieben, den Harald Link als Vereinsmanager der SV Böblingen mit initiierte / Jetzt will die Politik auch den Sport bei der Gas- und Strompreisbremse berücksichtigen, womit es eine Perspektive gibt – aber noch nicht die Rettung.

Sportpolitik. Sportpolitik. „Dass Vereine bei der Strom- und Gaspreisbremse berücksichtigt werden und in der Spur nach benannt wird, wie es umgesetzt wird, gibt uns ein Stück weit Perspektive“, sagt die Geschäftsführerin des VfL Sindelfingen, Anne Köhler. Damit der Sport im Entlastungspaket der Bundesregierung eine Rolle spielt, musste die Politik aber erst wach gerüttelt werden.

Weil in den Wochen zuvor Sportvereine unter dem Radar flogen und angesichts der explodierenden Energiepreise zum Teil vor der Existenzfrage standen, hatte es Ende September unter anderem unter der Initiative von Harald Link, Vereinsmanager der SV Böblingen und Vizepräsident des Schwäbischen Turnerbunds, einen offenen Brief gegeben, der einem Hilfeschrei nahe kam (die SZ/BZ berichtete). Fast 600 Vereine hatten diese unterzeichnet.

Das Stadtgespräch Böblingen zum Thema gibt es hier

Die jetzt aktuellen Vorschläge zur Gaspreisbremse des Bundes sehen konkret vor, dass alle Verbraucher mit einem Gasanschluss unter den Rettungsschirm fallen, also auch Sportvereine, Kommunen und andere Träger. Ebenso wird auch die Strompreisbremse für alle Verbraucher gelten, hier ist der Sport also ebenfalls mit eingeplant.

Kontakt und persönliche Gespräche hatte es zwischenzeitlich mit den Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Böblingen gegeben. Zunächst gab es Mitte Oktober ein Gespräch von Harald Link, Timo Petersen vom VfL Herrenberg und Tobias Müller vom SV Leonberg/Eltingen mit dem Böblinger CDU-Bundestagsabgeordneten Marc Biadacz, dann trafen sich Anne Köhler, Harald Link und Tobias Müller im Böblinger Paladion mit Jasmina Hostert von der SPD, und zuletzt Anne Köhler, Timo Petersen und Harald Link mit Tobias Bacherle von den Grünen in der Sportwelt des VfL Sindelfingen. Von Florian Toncar (FDP) gab es schriftlich die Zusage, das Thema auf dem Schirm zu haben.

Das Hauptanliegen an die Politik in Berlin stellte Harald Link klar: „Die Hilfen müssen vor allen Dingen unbürokratisch sein. Uns fehlen Kapazitäten für langwierige Beantragungsverfahren. Die Haushaltsplanungen für das kommende Jahr gestalten sich ohnehin schon ziemlich schwierig.“

Im Grunde sprachen die Abgeordneten mit einer Stimme. Für Jasmina Hostert sei es selbstverständlich, als Mitglied des Sportausschusses des Bundestages ein solches Gespräch anzubieten, weil die Vereine einen großen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten und ebenso Unterstützung benötigen wie Unternehmen, Privathaushalte oder Sozialverbände: „Wir haben im Ausschuss von Anfang an darauf gepocht, dass die Vereine berücksichtigt werden“, sagte Hostert.

Der Beschluss:

Konkret wurde beschlossen, dass bei Gas nicht mehr als zwölf Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden muss, bei Fernwärme liegt der Deckel bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Der Strompreis wird auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Im Fall des VfL Sindelfingen zum Beispiel wäre das noch immer eine Vervierfachung der Kosten. Die Bremse beim Gaspreis soll zum 1. März 2023 eingeführt werden, eine Rückwirkung zum 1. Februar wird angestrebt. Beim Strom soll die Bremse vom 1. Januar 2023 an gelten. Beide sollen bis April 2024 laufen.

Die Deckelung gilt allerdings nicht uneingeschränkt: Der Staat subventioniert Gas nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Das soll auch einen Anreiz zum Energiesparen liefern. Die monatliche Entlastung durch die Gaspreisbremse muss nicht zurückgezahlt werden, auch wenn die tatsächliche Verbrauchsmenge deutlich unter den 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs liegt.

Der Strompreis wird nach ähnlichem Prinzip gedeckelt. Hier orientiert sich die Entlastung an einem Grundkontingent in Höhe von 80 Prozent der Jahresverbrauchsprognose, die der Abschlagszahlung für den September 2022 zugrunde gelegt wurde.

Ob die Energiekosten trotz dieser geplanten Deckelungen gestemmt werden, wird sich zeigen. Der Landessportverband-Präsident Jürgen Scholz begrüßt jedenfalls den Beschluss: „Endlich herrscht Klarheit für die Sportvereine. Mit der Deckelung der Energiepreise bei Gas und Strom können sie kalkulieren. Damit ist sichergestellt, dass der Sportbetrieb weiter laufen kann.“

Bild: Die Sportvereine sind in Sachen Energiesparen längst aktiv und kreativ. Die neue LED-Beleuchtung halbiert den Verbrauch in der Sindelfinger Tennishalle. Bild: Wegner/A

Quelle: SZ/BZ-Online