Handball: Die HSG Böblingen/Sindelfingen gewinnt das Derby gegen Schönbuch

Drei Spiele, drei Siege in der Murkenbachhalle

Das Verbandsliga-Derby zwischen der HSG Böblingen/Sindelfingen und der HSG Schönbuch hat die Erwartungen der rund 600 Zuschauer vollauf erfüllt – und endete mit einer kleineren Überraschung. In der pickepackevollen Böblinger Murkenbachhalle trugen die nämlich Hausherren einen so im Vorfeld nicht unbedingt erwarteten 25:22-Sieg davon.

Handball. Sehr zur Freude der beiden „Bösis“-Trainer. „Das ist der erste Derbyerfolg für uns, es wurde auch langsam Zeit dafür“, waren Ingo Krämer und Marco Cece begeistert vom Spiel ihrer Mannschaft. „Das konnte ja mit all den Derbyniederlagen in den letzten Jahren auch nicht ewig so weitergehen.“

Tatsächlich war das die erste Niederlage im Nachbarschaftsduell für Holger Breitenbacher. Der Trainer der HSG Schönbuch nahm den Rückschlag sportlich fair hin und sprach von einem „verdienten Sieg“ des Gegners. „Ich kenne mich aus mit Derbyniederlagen, nur nicht in diesem hier“, verwies er auf all die Niederlagen zu Bundesligazeiten im Dress der Pfullinger gegen Göppingen. „Aber jede Serie reißt einmal, so auch die im Duell der beiden HSG’s.“ Während die Gäste im ersten Durchgang optisch überlegen wirkten, aber trotzdem nur mit einem 13:13-Remis die Seiten wechselten, lief es nach Wiederanpfiff nicht mehr rund. Vor allem die technischen Fehler häuften sich. „Davon hatten wir am Ende viel zu viele, um hier mit Zählbarem rauszukommen“, haderte der Schönbucher Coach.

In den zweiten 30 Minuten schlug das Pendel dann immer mehr zur Seite der HSG Böblingen/Sindelfingen aus – auch weil sich Schönbuchs Spielmacher Benjamin Wolf am Handgelenk verletzte und nicht mehr mitwirken konnte. Marian Heinkele verwertete einige Tempogegenstöße der Hausherren, Urs Bonhage stand vorne wie hinten seinen Mann. Der sportliche Leiter der „Bösis“ übernahm immer dann Verantwortung, wenn das Spiel wieder in die andere Richtung zu kippen drohte. Was dem ehemaligen Drittligaspieler in Diensten der SG H2Ku Herrenberg dieser Derbysieg bedeutete, wurde in der letzten Minute der Partie deutlich. Noch bevor die Schlusssirene ertönte, hüpfte und tänzelte Urs Bonhage und genoss die Ovationen seitens des Publikums. „Da hat sich in der jüngeren Vergangenheit viel Frust angestaut“, erklärte der 27-Jährige bestens gelaunt. „Der Sieg heute tut einfach gut.“

Die HSG Böblingen/Sindelfingen brannte ihrerseits zwar kein Offensivfeuerwerk ab, zeigte am eigenen Kreis aber die mit Abstand beste Leistung seit vielen Jahren. Aggressiv, aufmerksam und stets dem Nebenmann zur Hilfe eilend zogen die „Bösis“ dem Gegner letztlich den Zahn. „Nur 22 Gegentore, das ist überragend“, strahlte Marco Cece. Die Abwehraktionen wandelten auf beiden Seiten stets am Rande des Erlaubten, ins Unfaire driftete das Derby aber zu keinem Zeitpunkt ab. „Die Jungs kennen sich seit vielen Jahren und schätzen sich auch“, hatte Holger Breitenbacher in dieser Hinsicht ohnehin keine Bedenken. Nur sieben Zeitstrafen aufseiten der Hausherren, deren sechs für die Gäste bekräftigten im Nachhinein die Aussagen des Schönbucher Trainers.

Spielerisch hielt das Duell nicht allzu viele Leckerbissen parat, den Zuschauern gefiel das Geschehen auf dem Feld aber trotzdem. „Das war kein schönes Spiel, aber bis in die Schlussphase spannend“, sagte Janek Förch kurz nach dem Ende der Partie. Der Schönbucher Torjäger, in den vergangenen Jahren in diesem Duell meist der entscheidende Mann, monierte die vielen Ballverluste seiner Mannschaft und nahm auch sich selbst aus der Kritik nicht heraus. Den Grund für die Fehlerquote verortete Janek Förch in der siebenwöchigen Spielpause. „Ich persönlich habe die lange Pause im Spielverlauf gemerkt.“ Trotz der Niederlage war der Routinier gut gelaunt. „Ich genieße es, hier in der Murkenbachhalle zu spielen. Die Atmosphäre ist überragend. Und ich bin mir sicher, dass dieses Duell auch im nächsten Jahr in der Verbandsliga stattfindet.“

Für die „Bösis“ soll der Derbyerfolg der Auftakt zu einem zweiten Saisonteil sein, an dessen Ende man den anvisierten Klassenerhalt feiern will. „Das gibt uns Zuversicht für die kommenden Aufgaben“, ist Ingo Krämer, der nach dieser Runde seine Zelte in Böblingen und Sindelfingen abbrechen wird, guter Dinge. Bereits am kommenden Donnerstag geht es für seine Mannschaft zum nächsten richtungsweisenden Kellerduell beim Tabellenvorletzten TSF Ditzingen. „Gelingt uns auch in Ditzingen ein Erfolg, würden wir den heutigen Derbysieg noch veredeln“, hat Marco Cece bereits die nächsten zwei Punkte im Visier.

Als „Balsam auf die Seele“ bezeichnete Ralf Maurer den Derbyerfolg. Der Abteilungsleiter der HSG Böblingen/Sindelfingen – gemeinsam mit Fabian Pirschke – bejubelte am Samstag gleich drei Siege der „Bösis“-Teams. Sowohl die Männer 2 (28:16 gegen Leonberg 2) als auch die Frauen 1 gewannen zuvor ihre Spiele, ehe der Sieg gegen die HSG Schönbuch dem „wunderschönen Tag“, so Ralf Maurer, die Krone aufsetzte. Der Derbyerfolg sei zwar „auch nur zwei Punkte wert, könnte nun aber Kräfte freisetzen. Heute haben wir gesehen, dass wir in diese Liga gehören.“

HSG Böblingen/Sindelfingen: Gsell, Sauer (beide im Tor); Petri, Horsch (2 Tore), Heinkele (6), Kayser, Bonhage (6), Baumann (1), Spitzl (5/davon 3 Siebenmeter), Raff, Richter, Dörner, Krämer (3), Schwab (2)

HSG Schönbuch: Gärtner, Brösamle (beide im Tor); Sommer, Timo Wolf (7), Großmann (2), Zegledi (1), Benjamin Wolf, Förch (6/davon 2 Siebenmeter), Großhans (2), Krüger (2), Gfrörer, Schmitt, Horn (2)

Bild: So sehen Sieger aus: Die Handballer der HSG Böblingen/Sindelfingen feiern die Derbysieg gegen die HSG Schönbuch. Bild: photostampe

Quelle: SZ/BZ-Online