Handball: „Fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht“

Trainer Mischa Herok ist nach dem 22:20-Sieg gegen Schorndorf bedient

Die Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen spielen wiederholt mit den Nerven ihrer Fans.

Handball. Wie schon eine Woche zuvor in Bietigheim geriet die Mannschaft von Mischa Herok auch gegen die SG Schorndorf auf die Verliererstraße, um dann mit einem Kraftakt in der zweiten Halbzeit den Tabellenletzten doch noch mit 22:20 in die Knie zu zwingen.

„Ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht“, war der HSG-Coach nach dem Schlusspfiff erleichtert, aber auch sichtlich mitgenommen. Dass die Verteidigung der Spitzenposition in der Verbandsligatabelle ein derart schwerer Akt sein würde, überraschte nicht nur Mischa Herok. Zwar hatte der HSG-Trainer im Vorfeld vor dem wiedererstarkten Tabellenletzten gewarnt und diesbezüglich auf die Verpflichtung der ehemaligen Bundesliga- und litauischen Nationalspielerin Birute Schaich hingewiesen.

Bis zur 23. Minute und dem 9:9-Ausgleich durch Anja Weinhardt hielt sich der Schaden aus Sicht der Gastgeberinnen noch im Rahmen. Als die Pausensirene ertönte, schrillten aber auch in Reihen der „Bösis“ bereits die Alarmglocken. Die Gäste führten mit 14:10, und in der Sommerhofenhalle war es mucksmäuschenstill. Überragende Akteurin auf dem Platz war Birute Schaich, die nicht nur sieben Mal erfolgreich war, sondern auch jedes der anderen Tore direkt oder indirekt einleitete. „ Mischa Herok ließ während der gut zehnminütigen Pause die Kabinenwände wackeln. Zum zweiten Spielabschnitt kehrte eine völlig veränderte Bösis-Truppe auf das Spielfeld zurück. Innerhalb von fünf Minuten war der 14:14-Ausgleich geschafft, wodurch die gut gefüllte Halle zum Tollhaus wurde.

Weitere sieben Minuten später lag die Herok-Sieben sogar mit 17:14 vorne. „Wir haben uns auf unsere Stärken besonnen, haben hinten dicht gemacht und hatten eine überragende Lara Mielnik im Tor“, fand der HSG-Trainer nun großen Gefallen am Auftritt seines Teams. Ein weiterer Grund, den Mischa Herok auch nicht verschwieg, war der Ausfall von Birute Schaich, die sich kurz nach Wiederanpfiff am Knie verletzte und nicht mehr mitwirken konnte. Die Gäste fanden fortan keinen Zugriff mehr und erzielten erst in der 45. Minute durch Mileen Wehrle ihren ersten Treffer nach der Pause. Die HSG reagierte mit vier Toren in Serie und hatte die Partie in der 52. Minute durch das 21:15 der guten Sabrina Laczek gewonnen. Dass der Sieg am Ende mit 22:20 napp ausfiel, ist aber auch für Mischa Herok ein Zeichen, dass es um das Nervenkostüm seiner Spielerinnen nicht gut bestellt ist.

Sich selbst nimmt er deshalb in die Pflicht. „Das ist reine Kopfsache“, machte sich der HSG-Trainer gleich nach dem Schlusspfiff auf Ursachenforschung. „Ich muss den Druck rausnehmen. Vor allem muss das vermeintliche Endspiel in Oppenweiler am letzten Spieltag ganz schnell aus den Köpfen heraus. Bis dahin haben wir noch drei weitere schwere Aufgaben vor uns.“

HSG Böblingen/Sindelfingen: Kilper, Mielnik (beide im Tor); Turkalj (2 Tore), Moßhammer, Svenja Hille (3), Knoll (3), Leibfried (1), Gatzweiler (1), Schuler (1), Maurer (1), Münch (3), Weinhardt (4/davon 3 Siebenmeter), Kohler (1), Sabrina Laczek (2)

Bild: HSG-Coach Mischa Herok mit letzten Anweisungen für Zana Turkalj, die bei ihrem Comeback gegen die SG Schorndorf zwei Mal erfolgreich war. Bild: Zvizdiç

Quelle: SZ/BZ-Online