Die VfL-Judoka haben bei ihrem 17. internationalen Turnier im Sindelfinger Glaspalast wieder einmal ein Musterbeispiel für gute Turnierorganisation gegeben und dieses Mammutturnier mit seinen mehr als 1000 Kämpfern aus 13 Nationen zügig und ohne Pannen abgewickelt. Und: Die Gastgeber haben auch noch den Siegerpokal gewonnen – zum 14. Mal bei jetzt 17 Auflagen. Die Entscheidung fiel dabei ausgesprochen knapp aus. Der VfL lag bei der Siegerehrung am Sonntagabend kurz nach 19 Uhr mit 124 Punkten nur zwei mickrige Zähler vor dem Judozentrum Heubach.
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Verdient hätte der VfL eigentlich auch eine Auszeichnung für die Organisation. So konnte der Sindelfinger Judo-Chef Andreas Wegner schon am Samstagvormittag erstmals aufatmen: Er und sein Team hatten die 949 Judomattenteile im Glaspalast zu sieben Judomatten zusammengefügt, die Kampfrichtertische standen, die großen Monitore am Mattenrand waren installiert, das neue EDV-Programm – unentbehrlich, wenn es um die Anmeldung der rund 1100 Kämpfer, die Führung der Wettkampflisten und den Ausdruck der Urkunden geht – lief ohne Ruckeln. Wegner war des Lobes voll: „Ohne unsere ehrenamtlichen Helfer – es waren rund 100 – hätten wir das Turnier nicht stemmen können. Deshalb ein ganz dickes Dankeschön an alle.“
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International ist dieses in Deutschland größte Judoturnier nicht nur, was die Kämpfer anbelangt. Auch bei den Helfern geht es international zu. Cora-Suyin Müller, gebürtig in Südkorea, seit Herbst 1973 in Deutschland, sorgte an der Kuchentheke und bei der Getränkeausgabe – passend zur fernöstlichen Sportart Judo – auch für fernöstliches Deko-Flair. Liebevoll hat sie die Theke und die Bistrotische dekoriert. Ihre drei Söhne standen alle schon im VfL-Judogi auf der Matte. Zwei davon sind dieser Sportart bis heute treu geblieben.
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Während Cora-Suyin Müller etwas fürs Auge geboten hat, sorgt die Bretonin Anne-Marie Le Plouhinec dafür, dass der Nachschub an original bretonischen Crêpes trotz der großen Nachfrage nicht ausging. Mehrere Kisten mit Milchflaschen, alle mit Crêpes-Teig gefüllt, hatte sie in den Glaspalast gebracht, dazu elektrische Crêpes-Backeisen sowie ein weiteres Utensil: eine Art Metallstempel von etwa acht Zentimetern Durchmesser. Mit dem fährt sie über ein Stück Butter und cremt dann mit dem Stempel die Backfläche ein. „Dieses Gerät gibt es in Deutschland nicht, ich habe mir das aus Frankreich mitgebracht.“ Die Rezeptur des Teigs war ihr aber trotz aller Überredungskünste nicht zu entlocken.
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Im Glaspalast hatte der VfL einen Informationstisch eingerichtet. Polyglott wie er ist, sorgte Wolfgang Fischer dafür, dass auch jene Turnierbesucher, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, kompetente und klare Auskünfte bekamen. Christina Schwarzer, Stefan Fischer und Harald Widlroither glätteten dort die Wogen, wenn es zum Beispiel darum ging, Startkarten auszugeben.
Was wäre der Sport ohne seine Regeln? Dass diese eingehalten werden, besorgen die Kampfrichter. Insgesamt 36, darunter ein Drittel Frauen, aus der gesamten Bundesrepublik standen im schwarz-grau-weißen Dress auf den Matten.
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Die Elektronik hat auch im Judosport Einzug gehalten und den Judoka den Videobeweis beschert. Standen früher drei Kampfrichter auf der Matte, so ist es heute nur noch einer. Die beiden anderen sitzen am Kampfrichtertisch am Mattenrand und verfolgen auf dem Bildschirm das Geschehen. Chefkampfrichterin Heike Barth hatte darauf gedrungen, dass diese moderne Technik eingesetzt wird. Bei Unklarheiten kann man das Kampfgeschehen am Bildschirm noch mal passieren lassen und neu bewerten.
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Doch nicht nur auf der Matte, auch in der Turnierorganisation ist die EDV nicht mehr wegzudenken. Sven Markovic – er ist aktiver VfL-Judoka, hat den Abschluss als staatlich geprüfter Informatiker in der Tasche und studiert derzeit Mathe und Informatik auf Lehramt – zog hinter einem Paravan am Hallenrand die elektronischen Fäden des Turniers. Bei ihm liefen die Meldungen der Kämpfer ein. Und schließlich – ganz wichtig für die siegreichen Kämpfer – druckte er die Siegerurkunden aus. All das wurde durch ein neues EDV-Programm möglich. Ein Zusatznutzen für die Besucher bot das Programm ebenfalls. Sie konnten sich per Handy oder Tablet via Internet die Teilnehmer- und Ergebnislisten herunterladen.
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Judo ist Kampfsport. Da bleiben trotz Fairness Verletzungen nicht aus. Das reicht von der Prellung, übers Nasenbluten bis – in sehr wenigen Fällen – hin zur Fraktur. Wolfram Bunk vom DRK-Sindelfingen und am Samstag Einsatzleiter hat nach dem ersten Kampftag eine Zwischenbilanz gezogen: 37 kleine und neun etwas größere Verletzungen, davon zwei Transporte ins Krankenhaus zum Röntgen wegen des Verdachtes eines Knochenbruchs hatte er am Samstagabend auf seiner Strichliste. „Lieber einmal mehr genauer hinschauen (lassen) als zu wenig“ lautet sein Motto.
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Ganz oben hatten die Judoka des JC Hercules die Fahne ihres Vereins angebracht und sich als Fahnenmast die beiden Abluftschächte des Glaspalastes ausgesucht. Die Niederländer gehörten zu den zahlreichen Campern rund um die Sportstätte.
Videobeweis: Was beim Fußball-Confed-Cup in Russland gerade heiß diskutiert wird, schätzen die Kampfsportler schon länger. Die moderne Technik kam auch beim Turnier im Glaspalast zum Einsatz. Bilder: Vilz
Cora-Suyin Müller brachte an der Kuchentheke fernöstliches Flair nach Sindelfingen.
Quelle: SZ/BZ-Online