Leichtathletik: Paukenschlag in Düsseldorf

Leichtathletik: Der Sindelfinger Joachim Krauth überrascht bei der Marathon-DM mit Platz 4 alle Experten

Feiern wäre übertrieben. „Das war eher ein zufriedenes Dasitzen“, beschreibt Joachim Krauth die Stunden nach seiner großen Nummer. Mehr ist wirklich nicht drin, „denn da hast du Beine wie ein Pinguin“. Diese hat sich der Sindelfinger bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf hart erarbeitet.
Unter zweieinhalb Stunden ins Ziel hatte sich der 29-Jährige vorgenommen, das schon wäre ein Traum. Die Platzierung? Keine Ahnung, aber gerne unter die Top 10. Schließlich ist es sein erster richtigen Marathon, wie er sagt. Den vor drei Jahren in Frankfurt will er nicht zählen, das war damals ein Versuch, und die „Zeit weiß ich gar nicht mehr. Irgendwie 2:37 oder so.“.Und die vielen Laufstrecken beim Triathlon seien auch etwas ganz anderes, „denn wenn du da unter drei Stunden bleibst, warst du richtig schnell unterwegs. Das kann man nicht vergleichen“, sagt der Ironman, der letztes Jahr auf Hawaii die Ziellinie überquerte.
So gesehen sind die Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf eine Premiere. Was daraus wird, ist der absolute Hammer. Platz vier, das hatte wirklich keiner auf der Rechnung. Und in 2:24,52 Sekunden pulverisiert er geradezu seine Bestzeit. Joachim Krauth beschreibt den Rennverlauf so: „Ich hab recht früh eine gute Gruppe erwischt. Meine Beine waren ganz in Ordnung und sind auch nicht schlechter geworden.“ Das freilich ist ziemlich untertrieben, denn einer nach dem anderen lässt abreißen. Vor allem auf den Rheinbrücken bremst der Wind gehörig. Zum Glück bleibt es aber recht kühl – und der Sindelfinger beißt sich immer tiefer ins Rennen rein.
„Viele können das nicht mehr sein“
Und immer wieder kommt er an Läufer ran, die schon außer Reichweite schienen. Einige davon kassiert er, bis er sich denkt „Mensch, so viele können eigentlich nicht mehr vor mir sein“, sagt Joachim Krauth. Dann geht es auf die Zielgerade – und am Ende ist mit Platz vier sogar die Medaille in Reichweite. Verdient und hart erarbeitet, denn auch wenn ein paar Konkurrenten den Start in Hamburg oder Wien den Deutschen in Düsseldorf vorzogen, bleiben die nationalen Titelkämpfe eine Hausnummer.
Joachim Krauth hat jetzt ein echtes Problem, denn er muss sich entscheiden. Triathlon oder Marathon, beides geht nicht für den Mann, der seit 2010 für den VfL Sindelfingen startet und das jahrelang auf den Mittelstrecken über 800 und 1500 Meter tat. Joachim Krauth: „Hätte mich letztes Jahr jemand gefragt, was mir mehr Spaß macht, hätte ich Triathlon gesagt. Aber ganz ehrlich: Wenn es so läuft wie bisher, dann kriegt mich der Marathon.“ Trotzdem stehen im Sommer einige Triathlon-Wettbewerbe im Kalender, allen voran die Deutschen Meisterschaften im Juli in Hamburg.
Wie weit nach vorne kann es noch gehen? „Ganz schwierig“, sagt Joachim Krauth, „denn es ist immer eine Frage, wie viel man ins Training reinsteckt.“ Dafür braucht man Zeit. Viel Zeit, die es eigentlich nicht gibt, wenn man gerade in Stuttgart an der Doktorarbeit in der Physik, Fachbereich Optik, sitzt. „Und danach muss ich mich auch nach einem Job umschauen.“
Jetzt ist aber erstmal Zeit zum Luftholen. Drei, vier Tage will Joachim Krauth die Beine hochlegen, dann drei bis vier Wochen gar nichts machen, womit er meint, regelmäßig schwimmen zu gehen. „Es tut noch alles weh“, beschreibt er seinen Körper, der gerade erst Großes geleistet hat. Aber es tut auch unheimlich gut, selbst mit Beinen wie ein Pinguin.
Jürgen Wegner ist auch einmal einen Marathon gelaufen – und benötigte dabei fast doppelt so lang wie Joachim Krauth
 
Quelle: SZBZ Online
Bild: Platt wie eine Flunder aber stolz wie Oskar: Joachim Krauth vom VfL Sindelfingen nach seiner großen Nummer in Düsseldorf. Bild: z