Leichtathletik: Der VfL-Kugelstoßer wird bei der Para-WM nur vom Usbeken Bobirjon Omonov geschlagen
Silber in Dubai: Niko Kappel hat bei den Para-Weltmeisterschaften das nächste Kapitel einer Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit 13,87 Meter holte sich der Kugelstoßer des VfL Sindelfingen die Silbermedaille.
„Ich bin gottfroh über Silber. Klar hätte ich gerne noch weiter gestoßen. Aber ganz ehrlich: Es ist unfassbar, was sich in unserer Disziplin getan hat“, sagte der 24-Jährige nach dem Wettkampf am Telefon der SZ/BZ. Die angestrebte Bestleistung von 14,11 Metern hätten gelangt, um die Siegesweite von 14,03 Metern des Usbeken Bobirjon Omonov zu überbieten. Aber bei diesen Verhältnissen wäre das beinahe einem Leichtathletik-Wunder gleich gekommen.
Denn mit dem äußerst schnellen Ring hatten sämtliche Sportler ihre Probleme. „Ich auch“, sagt Niko Kappel, nach einem spannenden Wettkampf, „bei dem du niewusstest , ob im sechsten Versuch noch einer einen raushaut“. Denn so eng lag beim Kugelstoßen der Kleinwüchsigen noch kein Feld zusammen.
Nüchtern betrachtet hätten die 13,57 Meter, mit denen sich Niko Kappel bei den Paralympics in Rio de Janeiro auf den Thron und ins Rampenlicht gestoßen hätte, dieses Mal gerade einmal für Platz fünf gereicht. Und das, obwohl mit dem Pole Bartosz Tyszkowski sein eigentlicher Dauerrivale fehlte. Dafür ließ der Sindelfinger sowohl den britischen Weltrekordhalter Kyron Duke, als auch den bärenstarken US-Amerikaner Hagan Landry hinter sich.
Den neuen Weltmeister Bobirjon Omonov hatte die Fachwelt dagegen eher als Außenseiter auf der Rechnung. Nur Niko Kappel hatte den Usbeken im Vorfeld in den Kreis der heißen Medaillen-Aspiranten aufgenommen. „Ich habe davor noch nie gegen ihn gestoßen“, sagte Kappel.
Kappels Freund Trainingskamerad und Olympiateilnehmer von Rio den Janeiro 2016 Tobias Dahm war ebenfalls überrascht vom neuen Weltmeister, der seiner Bestleistung um phänomenale 1,72 Meter übertraf. Den Wettkampf selbst hätte er gerne gesehen und sich deshalb extra vor den Livestream am Internet gesetzt, „aber die haben alles gezeigt außer Kugelstoßen“, so Tobias Dahm. Aus rein sportlicher Sicht könne er die Versuche von Niko Kappel deshalb nicht bewerten, „aber Silber ist super. Ich bin mir sicher, dass Niko auch ein kleines bisschen enttäuscht ist. Aber das wird sich sicher schnell legen. Zweiter Platz bei Weltmeisterschaften, das ist doch einfach genial.“
Deshalb schmeckte es der VfL-Familie in Peter Kramers Hotel Erikson beim traditionellen Martinsgans-Essen noch mal so gut. Und während die Leichtathleten zusammen mit den Freunden der Abteilung ihre verdienten Sportler, Meisterathleten und allen voran die beiden WM-Fahrer Constantin Preis und Carolina Krafzik hochleben ließen, erhoben sie das Glas eben auch für Niko Kappel. Abteilungsleiter Jürgen Kohler: „Nach so einer langen und tollen Saison ist das ein wunderbarere Abschluss. Und für Niko geht es jetzt darum, erst zu feiern und dann die Augen Richtung Tokio 2020 zu richten. Wir sind unheimlich stolz.“
Dieser wiederum sagt: „„Das war der härteste Wettkampf, den wir je in unserer Startklasse hatten Von daher bin ich gottfroh über die Silbermedaille. Das ist auch eine sehr gute Motivation für die nächste Saison. Nächstes Jahr werden die Karten neu gemischt. Ich weiß, dass ich es noch besser kann. Andere bestimmt aber auch.“
Bild: 10.11.2019, Vereinigte Arabische Emirate, Dubai: Kugelstoßer Niko Kappel steht mit der deutschen Fahne im Stadion. Niko Kappel aus Sindelfingen hat Silber im Kugelstoßen und damit die zweite deutsche Medaille bei der Para-WM der Leichtathleten in Dubai gewonnen. Der kleinwüchsige Paralympicssieger von Rio de Janeiro wurde am Sonntag mit 13,87 Metern Zweiter. Foto: Holger Schmidt/dpa | Verwendung weltweit
Quelle: SZ/BZ-Online