Am Samstag wird in Sindelfingen gefeiert
75 Jahre Tischtennis in Sindelfingen, das sind 75 Jahre mit sportlichen Höhenflügen, zuweilen auch Tiefschlägen und mit vielen Ehrenamtlichen, die die Abteilung gestaltet, verwaltet und vor allem auch geprägt haben.
Tischtennis. Am heutigen Samstag trifft sich die Sindelfinger Tischtennisfamilie in einem Sindelfinger Hotel zum offiziellen Festakt.
Es dürfte ein kurzweiliger Abend werden, mit viel Fachsimpeleien, aber vor allem beim Eintauchen in längst vergangene Zeiten, die mit den heutigen wohl nur noch ansatzweise zu vergleichen sind. Tischtennis in Sindelfingen hätte es vermutlich auch dann gegeben, wenn die damalige Besatzungsgruppe der Amerikaner keine Tischtennisplatten im Nebenraum der Eichenholzturnhalle zurückgelassen hätte.
Das gab damals aber, auf Initiative des Vereinsvorsitzenden Robert Körner, den Anstoß zur Gründung im August 1947. Erster Abteilungsleiter war Ernst Fett (bis 1952). In den ersten Jahren hatte die Abteilung im Gesamtverein einen schweren Stand, handelte es sich beim Tischtennis doch nicht gerade um eine „boomende“, sondern eher verpönte Sportart.
In der ersten Spielzeit 1947/1948 gingen bei den VfL-Ballkünstlern zwei Herrenmannschaften mit jeweils sechs Spielern an den Start, spielten mit Stuttgarter Mannschaften in der Kreisklasse. Den Tischtennisbezirk Böblingen gab es damals noch nicht. Nach drei Jahren Training gelang der ersten Mannschaft mit Klaus Dinkelacker, Manfred Federmann, Wolfgang Kynast, Eugen Stolz, Heinz Single und Eckhardt Ruoff der Aufstieg in die Bezirksklasse. In all den Folgejahren unternahmen die Männer eine sportliche Berg- und Talfahrt, stiegen beispielsweise 1960 mit Hermann Czöppan und Heini Zeller in die Verbandsliga (damals die zweithöchste Spielklasse) auf. Um dann, deutlich später, temporär wieder in den Niederungen zu verschwinden.
„Im Jahr 2008 standen wir mit den Männern quasi vor dem Abgrund, da wäre man fast aus der Bezirksliga abgestiegen“, erzählt Abteilungsleiter Carsten Seeger, der mittlerweile seit 2003 im Amt ist und damit – zusammen mit Horst Loop (1973 bis 1992) – am längsten die Führungsposition innehat. Unter anderem mit dem Engagement von Petr Machulka und der positiven Entwicklung einiger Eigengewächse ging es dann wieder kontinuierlich aufwärts, bis aktuell in die Verbandsoberliga.
Dennoch: Die Geschichte des VfL ist eng verknüpft mit den sportlichen Erfolgen im Damenbereich. „Zu meiner Anfangszeit als Jugendlicher herrschte da eine richtige Euphorie“, sagt Carsten Seeger. So wurden in der Spielzeit 1984/1985 auf Sindelfinger Seite Busse zum Oberliga-Spitzenspiel nach Holzheim gechartert, bei manch wichtiger Partie wurden damals dreistellige Zuschauerzahlen verzeichnet. D Andrea Hofbauer, Heike Lebsanft, Elke Michel und Andrea Michel schafften den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Als im Jahre 1991 die Stadt die Sportzuschüsse kürzte, kam die Abteilung in finanzielle Nöte, in der zwischenzeitlichen Krise war man sogar vier Wochen führungslos und die Identifikation mit dem Damen-Tischtennis ließ nach.
Alles Schnee von gestern: Nach der Jahrtausendwende setzten die Frauen wieder zum Höhenflug an, über die Verbandsliga ging es mit zahlreichen Leistungsträgern aus dem eigenen Verein, aber auch mit sinnvollen Ergänzungen, bis hoch in die 3. Bundesliga.
Mit der Ausrichtung zahlreicher regionaler und überregionaler Turniere und Meisterschaften machte sich der VfL auch aus organisatorischer Sicht einen Namen, so zum Beispiel mit den Deutschen Seniorenmeisterschaften im Glaspalast (1988). Im Jugendbereich, lange Jahre unter Wilhelm Schwab und – im Anfängerbereich – unter Myrna Frosch in besten Händen, war 2002 der Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft mit Patricia Hauser, Sarah Zeitter, Melanie Strese und Julia Gutekunst einer der Höhepunkte. Deutlich früher, im Jahr 1983, wird Silke Marx Deutsche Vizemeisterin im Schülerinnen-Einzel, vier Jahre später nahm Katja Bauer als erste Sindelfinger Spielerin an den Schülerinnen-Europameisterschaften teil.
Natalie Bacher wurde 2015 in Westercelle Deutsche Meisterin im Mädchen-Doppel an der Seite der späteren Böblinger Bundesligaspielerin Julia Kaim. Auch die Routiniers sorgten für Furore: Im Jahr 2008 gelang dem Seniorinnenteam mit Maria Schuller, Elke Philipp und Elke Bacher in Neustadt/Aisch mit dem Gewinn der Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft ein Coup. Nur ein paar von zig Erfolgen, die sicherlich heute Abend noch einmal zum Leben erweckt werden.
Bild: Andrea Hofbauer, Heike Lebsanft, Elke und Andrea Michel mit Betreuer Jürgen Metz. Bild: z
Quelle: SZ/BZ-Online