Sindelfinger Splashdiving Crew stellt Weltrekord im 24-Stunden-Springen auf

Spektakel im Sindelfinger Freibad

Mit insgesamt 4361 Sprüngen wird im Sindelfinger Freibad vom 10-Meter-Turm die alte Bestmarke durch die Splashdiving Crew Sindelfingen deutlich geknackt.

Splashdiving. Sonntagmittag kurz vor zwölf Uhr, seit fast 24 Stunden sind die Springer der Sindelfinger Splashdiving Crew und Freunde auf den Beinen und springen unentwegt vom 10-Meter-Turm im Sindelfinger Freibad in die Tiefe. Vereinsgründer und Splashdiving-Crew-Chef Christian Carli greift zum Mikro und macht darauf aufmerksam, dass es gleich geschafft ist. Fast alle Springer rappeln sich auf, erklimmen noch einmal die 41 Stufen bis ganz nach oben auf der Sprunganlage und dann geht es Schlag zwölf Uhr dicht gefolgt nacheinander in die Tiefe. Der sogenannte „Bombenteppich“ zählt als ein Sprung und geht mit der Nummer 4361 in die Geschichte des Vereins ein. Unten angekommen ist der Jubel groß, denn der bisherige Weltrekord im „24-Stunden-Splashdiving“ ist mit einem Plus von 335 Sprüngen zum vorherigen Rekordhalten eingestellt.

Schmerzvoller Weg

Doch bis dahin war es ein mühsamer, auch schmerzvoller Weg. Blaue Flecken, aufgeweichte Haut an Händen und Füßen, schwere Beine vom Treppensteigen und der Schlafmangel sind der Tribut für den Erfolg. „In den ersten zwei Stunden haben die Jungs 1000 Sprünge gezeigt“, sagt Christian Carli. „Das geht zum einen natürlich an die Substanz, ist aber auch wichtig für Momente, wenn die Motivation nachlässt.“

Und genau das ist in der Nacht der Fall. „Die Nachtstunden waren doppelt anstrengend“, sagt Carli, „denn zur Kälte kommt der Moment dazu, an dem man viel Energie braucht, sich selbst und die anderen zu motivieren.“ Als dann um Mitternacht eine schwarze Wolkenfront aufzieht und es eine Stunde regnet, sieht er den Weltrekord schon davonschwimmen. „Ich habe nur zum Himmel geschaut und gehofft, dass es nicht blitzt, denn dann wäre Schluss gewesen.“

Doch außer Wasser von oben passierte zum Glück nichts. Und während bis acht Uhr morgens ein kleines Team unermüdlich im Flutlicht mittels vorgeschriebener Sprünge in die Tiefe springt, versuchen sich die anderen zu erholen.

Auf die Frage, wie es denn ist in der Nacht zu springen, sagt Leon Gremmer: „Bei mir lies so gegen zwei Uhr die Konzentration nach, die Sprünge werden dadurch schlechter und die Verletzungsgefahr steigt. Da heißt es sich oben auf dem Turm kurz zu sammeln und dann konzentriert seinen Sprung zu absolvieren.“ Die Landung mit einem Arschbomben-Sprung ist Pflicht, ob mit einem Anker, also einem Sprung bei dem ein Bein angezogen ist oder mit einem Ripper, bei dem der Körper ganz gerade ist und zuerst die Füße ins Wasser eintauchen oder einem Cannon Ball, bei dem beide Beine angezogen werden, wichtig ist, dass das Wasser richtig hoch spritzt.

Am Beckenrand steht neben den Protokollanten auch Nadine Schneider, sie massiert die Springer, motiviert. „Aber gegen schmerzende Hintern kann auch ich nichts unternehmen“, sagt sie bedauernd.

Um 10 Uhr morgens fällt der alte Rekord

Es ist zehn Uhr morgens, als klar wird, dass es gelingt, den Weltrekord von der Bayreuther Crew von Felix Hirth und Christian Huth aus dem Jahr 2014 einzustellen. Diese hatten 4026 Sprünge vorgelegt.

Doch auch da heißt es regelkonform weiterspringen. Denn das Reglement für einen Eintrag als Guinness Weltrekord sind streng: 24 Stunden Arschbomben, alle fünf Minuten eine, es müssen immer mindestens zwei Springer auf dem Turm stehen und die Crew darf maximal aus 15 Personen bestehen.

„Zwölf Sprünge innerhalb von einer Stunde, das ist ganz schön heftig“, sagt der Holzgerlinger Dennis Kienle. „Eigentlich tut es schon beim ersten Sprung weh, aber nach 50 wird es dann heftig.“ Ganze 449-mal steigt er allein auf den Turm und ist damit derjenige, der die meisten Sprünge absolviert. „Klar tut jetzt alles weh, aber wir haben es geschafft und es ist geil“, sagt er und verbirgt seine rotgeränderten Augen hinter einer Sonnenbrille.

Warum man sich so einer Herausforderung überhaupt stellt, dazu gibt Leon Gremmer stellvertretend für alle Auskunft: „Man will sich beweisen, dass man weitergehen kann, als man von sich selbst denkt. Während für andere ein einmaliger Sprung vom 10-Meter-Turm das Highlight ist, ist der Turm für uns ein ganz normales Sportgerät.“

Stolz ist auch Christian Carli, dass es gelungen ist, den Weltrekord einzustellen. Bevor dies offiziell wird, gilt es jetzt, die 24-Stunden-Live-Aufnahme, unzählige Formulare und Fotos an das Büro der Guinness World Records einzureichen. Erst nach deren Prüfung dürfen sich die Sindelfinger Splash diver offiziell Weltrekordhalter nennen.

Bild: Müde, aber glücklich. Die Sindelfinger Splashdiving Crew um ihren Gründer und Cheftrainer Christian Carli (vorne rechts). Bild: Nüssle

Quelle: SZ/BZ-Online