Gewichtheben: Für den VfL Sindelfingen muss es nicht unbedingt die Oberliga sein

Die Athleten sollen entscheiden

Gleich in doppelter Hinsicht schmerzt den Sindelfinger Gewichthebern die 396:430-Niederlage im Derby gegen den SV Magstadt.

Auf der einen Seite hatte der Wettkampf auf Landesliga-Spitzenniveau an den Kräften gezehrt, erschwerend kam hinzu, dass man nach einer stimmungsvollen Veranstaltung die Tabellenführung ausgerechnet im Derby an den Rivalen aus der Nachbarschaft abgeben musste. Doch die Tristesse währte nur kurz, schließlich fühlen sich die VfL-Kraftsportler in der Landesliga gut aufgehoben.

„Wir geben die Hoffnung auf den Titelgewinn natürlich noch nicht auf, zwei Wettkämpfe vor Abschluss der Saison ist schon noch etwas möglich“, sagt Trainer Sebastian Pawlik. Allerdings, so meint er im gleichen Atemzug, wolle man nicht auf Teufel-komm-raus in ein Oberliga-Abenteuer gehen, auch wenn es mit der Meisterschaft noch klappen sollte. „Dann hören wir uns bei der Mannschaft um, wo sie gerne antreten möchte.“

Sebastian Pawlik selbst steht dem Thema eher skeptisch gegenüber. „Die Fahrten in der Oberliga sind deutlich weiter. Und das Leistungsniveau ist enorm hoch“, sagt der 37-jährige, „solche Topleistungen wie zuletzt gegen Magstadt müssten dann in jedem Wettkampf abgerufen werden.“ Dementsprechend gehe man gelassen in die beiden letzten Wettkämpfe, in denen die Magstadter gegen Nagold noch einen starken Gegner vor die Brust gesetzt bekommen, während der VfL eher vor leichteren Aufgaben steht. „Wichtiger als der Aufstieg ist es uns, mit einem konstanten Kader regelmäßig gute Leistungen abzurufen“, betont der Trainer.

Seit einigen Jahren ist Sebastian Pawlik die treibende Kraft in der Abteilung, der mehrfache baden-württembergische Meister und DM-Teilnehmer fokussiert sich seit geraumer Zeit auf die Trainer- und Betreuerrolle. Der Ehrenamtsarbeit nicht genug, bekam er bei der letzten Mitgliederversammlung zudem den Staffelstab des langjährigen Abteilungsleiters Wolfgang Reichel überreicht. Jahresberichte schreiben, die Bestandsmeldung vornehmen, das sind nur zwei der Zusatzaufgaben, die mit diesem Amt einhergehen. „Allerdings nimmt einem der Hauptverein da auch einiges ab“, sagt Sebastian Pawlik.

Dass derzeit in der Abteilung wieder ein Aufwärtstrend zu verzeichnen und man mit 72 Mitgliedern auf dem Vor-Corona-Stand angekommen ist, hat mehrere Gründe. Verstärkung erhielt man bei den Frauen durch die CrossFit-Sportlerinnen Svenja Murillo und Annika Göttermann, die nach Schließung ihres Trainingsdomizils zu den Gewichthebern übersiedelten. Und dort nun mit guten Teampartnerinnen ihre Scheiben auflegen. Unter anderem mit den Dosdall-Schwestern Sarah und Fiona. Oder mit Joana Singer, die früher im Reiten M-Springen und L-Dressuren gewonnen hat und im Rahmen ihres Studiums in Straßburg erstmals mit dem Kraftsport in Verbindung kam. Allesamt Leistungsträgerinnen im VfL, die sich mit großer Leidenschaft dem Gewichtheben verschrieben haben.

Bei den Männern gehört derzeit Thomas Hoffmann (24) zu den Aktivposten. „Ihn betreue ich, seit er 13 ist“, sagt Sebastian Pawlik. 13 Jahre jung ist derzeit auch Kaito Möhle, eines der großen Talente in der Abteilung, das unlängst beim Zwei-Burgen-Turnier der Gewichtheber-Jugend in Weinheim erstmals die 100-Kilogramm-Marke im Zweikampf knackte. Dessen Vater Alexander Möhle, der im vergangenen Jahr die Trainerlizenz erwarb, leitet derzeit zusammen mit Sebastian Pawlik das Nachwuchstraining.

Neben den noch ausstehenden Wettkämpfen in der Liga gilt der Fokus aus sportlicher Sicht in diesem Jahr den Baden-Württembergischen Meisterschaften, wo man sich mit einigen VfL-Sportlern gut präsentieren will. Im außersportlichen Bereich soll das 60-jährige Bestehen der Abteilung gefeiert werde. „Das wird sicherlich im kleineren Rahmen stattfinden, vermutlich mit einem Grillfest im Sommer“, sagt Sebastian Pawlik. Ein solch großes Event wie vor zehn Jahren in und vor der Sporthalle des Pfarrwiesengymnasiums wäre wohl derzeit – aufgrund einer doch überschaubaren Helferzahl – auch nicht realisierbar. Den größten Wunsch, den damals Peter Dörich äußerte, will man derweil aufrechterhalten: „Wir wollen auch in den nächsten 50 Jahren eine tragende Säule unter dem Dach des VfL Sindelfingen bleiben“, sagte das Gründungsmitglied.

Um sich weiter gut zu positionieren und zu präsentieren, steckt man in der Abteilung viel Arbeit in die Öffentlichkeitsarbeit, erstellt unter anderem Internet-Videos von den Wettkämpfen. Texte und Fotos werden vom Medien-Verantwortlichem Markus Mayer regelmäßig aktuell gehalten. Die Gewichtheber-Abteilung des VfL freut sich über Zuwachs in jeder Altersklasse. Informationen gibt es im Internet unter www.sindelfingen-gewichtheben.de, bei Fragen steht Sebastian Pawlik mit seinem Team unter der Mail-Adresse sindelfingengewichtheben@gmail.com zur Verfügung.

Bild: Seit elf Jahren ist Thomas Hoffmann bei den Sindelfinger Gewichthebern. Der 24-Jährige ist ein Aktivposten beim VfL. Bild: photostampe

Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online