Leichtathletik: Für die Sindelfingerin Jessica-Bianca Wessolly ist die WM nach dem Vorlauf über 200 Meter zu Ende

Spiegelbild der Saison.

Die 28-Jährige will Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit nicht als Ausrede für den siebten Platz in ihrem Rennen gelten lassen.

 

Ihr Einsatz bei der Weltmeisterschaft der Leichtathleten lief ein wenig wie ihre gesamte Saison: Jessica-Bianca Wessolly ist nach dem 200-Meter-Vorlauf in Tokio ausgeschieden und zeigte erneut ein eher durchwachsenes Rennen. Der Startschuss für die Sindelfingerin fiel zwar am frühen Abend japanischer Zeit, das tat der Hitze im Nationalstadion aber keinen Abbruch. Schon auf dem Aufwärmplatz hatten sich die Athletinnen in der brüllenden Hitze Tokios auf ihren Wettkampf vorbereiten müssen. Neben über 30 Grad ist es vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit an die 80 Prozent, die jedem Sportler zusetzt. Im Stadion war dann kein Lufthauch zu spüren, als der zweite von sechs Vorläufen mit der Sindelfingerin auf Bahn drei gestartet wurde.

Guter Start

Klare Favoritin war die 100-Meter-Weltmeisterin Melissa Jefferson-Wooden. Jessica-Bianca Wessolly kam gut aus dem Startblock, ausgangs der Kurve kam sie aber als eine der letzten Athletinnen auf die Zielgerade. Um Boden gutzumachen, fehlte der 28-Jährigen der nötige Zug und so lief sie als Siebte ihres Vorlaufs ins Ziel. Es siegte die Amerikanerin Jefferson-Wooden in 22,24 Sekunden.

Ihre gelaufenen 23,33 Sekunden sorgten für Kopfschütteln bei der Sindelfingerin, ist sie in dieser Saison doch schon deutlich schneller, nämlich unter 23 Sekunden, gelaufen. Weil sich nur die schnellsten Drei eines Laufs und die sechs Zeitschnellsten für das Halbfinale qualifizieren, stand Wessollys Ausscheiden direkt fest. Schon im ersten Vorlauf waren zahlreiche Konkurrentinnen schneller unterwegs gewesen.

So befand Jessica-Bianca Wessolly auch direkt nach ihrem Lauf: „Das war gar nichts. Es ging irgendwie von vorne bis hinten nichts.“ Im ARD-Interview sah man der Sindelfingerin die Anstrengung bei großer Hitze mit rotem Kopf und um Luft ringend deutlich an. Gerade der frühe Rückstand hatte ihr zu schaffen gemacht. „Wenn du schon merkst, wie weit du aus der Kurve kommend hintendran bist, dann ist es einfach sehr schwierig“, so Wessolly.

Sie will sich nicht über die hohen Temperaturen beschweren, die Bedingungen sind schließlich für alle Athleten gleich, hatte aber durchaus damit zu kämpfen. Eigentlich war das Halbfinale das erklärte Ziel der angehenden Lehrerin gewesen, so werden nun aber Erinnerungen an die Olympischen Spiele 2021 ebenfalls in Tokio wach. Auch damals schied Wessolly gegen die Weltkonkurrenz im Vorlauf aus und verpasste die nächste Runde.

Diesmal hatte sie es eigentlich besser machen wollen. Doch die Freiluftsaison der 28-Jährigen stand unter keinem guten Stern. Nachdem sie sich mit furiosen Hallen-Rennen, alle schneller als die Zeit in Tokio, die nötige Norm für die Weltmeisterschaften gesichert hatte, lief es unter freiem Himmel nicht rund. Ein schwacher Saisonstart in Zagreb, gerade zurück von den Staffel-Weltmeisterschaften in China, dann ein Lichtblick mit einem schnellen Rennen in der Schweiz, aber die Konstanz fehlte. Und so konnte Wessolly auch den Schwung der Deutschen Meisterschaften, wo sie das zweite Mal in diesem Jahr unter 23 Sekunden lief und Vizemeisterin wurde, nicht mit nach Japan nehmen. Mit dem vorschnellen Saisonaus beginnt jetzt für Jessica-Bianca Wessolly und Trainer Michael Manke-Reimers die Analyse. „Ich brauche noch Zeit, um über mein Rennen nachzudenken, aber es passt zu meiner Saison. Die war einfach nicht rund und das hat sich hier so fortgesetzt“, so die Sindelfingerin.

 

Bild: Jessica-Bianca Wessolly (Mitte) ist bei der Leichtathletik-WM in Tokio raus.

Bild: Görlitz

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online